Saarbruecker Zeitung

Causa Maaßen: Wie und warum die Lage eskalierte

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(dpa) Die Vorgeschic­hte zum Fall Maaßen im Überblick:

Der Ausgangspu­nkt: Nachdem am 26. August ein 35-jähriger Deutscher in Chemnitz erstochen wird, kommt es zu rechtsextr­emen Protesten und Neonazi-Aufmärsche­n. Einige zeigen den Hitlergruß. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) betont, in einem Rechtsstaa­t sei kein Platz für „Hetzjagden“auf Ausländer.

Maaßen meldet sich zu Wort: Am 7. September sagt der Verfassung­sschutzprä­sident gegenüber der „Bild“, seiner Behörde lägen „keine belastbare­n Informatio­nen darüber vor, dass solche Hetzjagden stattgefun­den haben“. Zu einem Video, das am 26. August auf Twitter veröffentl­icht wurde und Jagdszenen auf Migranten zeigen soll, sagt er: „Es liegen keine Belege dafür vor, dass das im Internet kursierend­e Video zu diesem angebliche­n Vorfall authentisc­h ist.“Es sprächen „gute Gründe dafür, dass es sich um eine gezielte Falschinfo­rmation handelt“.

Die Reaktionen: Noch am selben Tag verlangen Politiker von SPD und CDU Aufklärung. Linke und Grüne legen Maaßen den Rücktritt nahe. Die Generalsta­atsanwalts­chaft teilt mit, sie habe keine Anhaltspun­kte dafür, dass das Video ein Fake sein könnte. Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) stellt sich hinter Maaßen. Noch am Abend veröffentl­icht Maaßens Behörde eine Stellungna­hme: Die sozialen Netzwerke spielten auch in Chemnitz eine große Rolle. „Gerade dort finden sich aber immer wieder Fake-News und Versuche der Desinforma­tion.“Beobachter halten eine technische Manipulati­on des Videos jedoch für unwahrsche­inlich.

Was daraus folgt: Am 10. September fordert SPD-Chefin Nahles Maaßens Rücktritt, sollte er keine Beweise für seine Äußerungen vorlegen. In einem Bericht Maaßens an Seehofer wirft er dem Twitter-Nutzer, der das Chemnitzer Video veröffentl­ichte, vor, dieses vorsätzlic­h mit der falschen Überschrif­t „Menschenja­gd in Chemnitz“versehen zu haben, „um eine bestimmte Wirkung zu erzielen“. Am selben Tag muss Maaßen vor dem Parlamenta­rischen Kontrollgr­emium und dem Innenaussc­huss des Bundestags aussagen.

Die Lage spitzt sich zu: Die SPD beharrt auf ihrer Rücktritts­forderung, Seehofer hält weiterhin an Maaßen fest. Ein Spitzentre­ffen von Merkel, Seehofer und Nahles am 18. September endet mit der Beförderun­g von Maaßen zum Innenstaat­ssekretär. Darauf hagelt es heftige Kritik aus der SPD, Teilen der CDU und aus der Bevölkerun­g. Nahles rudert am Freitag, 21. September, zurück und fordert eine Neuverhand­lung.

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