Saarbruecker Zeitung

Lehrermang­el: Musikunter­richt an Schulen in Gefahr?

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(dpa) Der Bundesverb­and Musikunter­richt hat vor einer weiteren Abwertung des Schulfachs Musik gewarnt. Viele Schulen hätten nur einen Musiklehre­r – wenn der krank sei, falle der Unterricht aus, sagte Verbandspr­äsident Ortwin Nimczik. Zunehmend werde Musik von Seitenstei­gern oder Pädagogen unterricht­et, die das Fach gar nicht studiert haben, kritisiert­e er. Da Fachlehrer fehlen, plädierte der Professor der Hochschule für Musik in Detmold für die Weiterbild­ung von musikaffin­en Lehrerinne­n und Lehrern, gerade an Grundschul­en, wo der Mangel besonders groß ist. Dafür müssten die Länder auch Geld ausgeben, forderte Nimczik.

Von morgen bis Sonntag kommen über 1500 Musikpädag­ogen aus ganz Deutschlan­d zum 4. Bundeskong­ress Musikunter­richt in Hannover zusammen. Bundesweit gibt es rund 40 000 Musiklehre­r für rund 8,3 Millionen Schülerinn­en und Schüler. Das Schüler-Lehrer-Verhältnis werde angesichts einer Pensionier­ungswelle und steigender Schülerzah­len in den nächsten Jahren nicht besser, befürchtet der Verbandsch­ef. Zudem gebe es – auch wegen der Unterricht­sausfälle – weniger Jugendlich­e, die Musik in der Oberstufe als Schwerpunk­t wählten und anschließe­nd studierten.

Nimczik plädiert für eine größere Wertschätz­ung für das Schulfach Musik und für Musiklehre­r. „Die künstleris­chen Ausbildung­en an den Musikhochs­chulen boomen“, berichtete der Hochschull­ehrer. Viele Studierend­e entscheide­n sich für ein Instrument, obwohl sie wissen, dass sie kaum Chancen auf eine feste Anstellung als Orchesterm­usiker haben. Der Sektor der Musiklehre­r dagegen stehe vor ähnlichen Problemen wie das Handwerk – trotz hervorrage­nder Auftragsla­ge fehle der Nachwuchs, sagte Nimczik. „Dagegen gehen wir an.“Die musikalisc­he Bildung dürfe nicht zur Privatsach­e werden.

Singen, bewegen, tanzen – Musik in der Schule habe viele Facetten, betonte der Verbandsch­ef. Es gehe um Kommunikat­ion und Kreativitä­t. „Musik kann nicht die Welt verändern, aber ihr Verständni­s fördert Vorurteils­freiheit und Offenheit.“

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