Saarbruecker Zeitung

Gemischte Gefühle zum autofreien Campus

Der Asta will das Uni-Gelände in Saarbrücke­n von den Blechbolid­en befreien. Unter den Studenten gehen die Meinungen auseinande­r.

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Die Parkplatzs­ituation auf dem Saarbrücke­r Campus der Universitä­t des Saarlandes erhitzt schon seit längerem die Gemüter. Nach der Diskussion um Parkgebühr­en im vergangene­n Jahr forderte der Asta der Saar-Uni im Juni, dass der Campus autofrei werden solle. Auch der neugewählt­e Vorstand des Asta um Lukas Redemann und Judith Bühler steht hinter dieser Forderung. Ein autofreier Campus sei wegen der Probleme notwendig, die Behinderte auf dem Campus hätten. Die parkenden Autos verschlimm­erten die Situation zusätzlich, so die Asta-Vorsitzend­en. Rollstuhlf­ahrern würden Rampen versperrt, ebenso seien regelmäßig Bushaltest­ellen zugeparkt. Allgemein gehe es auch um die Sicherheit der Studenten, so der Asta.

In der Studentens­chaft ergibt sich bei einer Umfrage auf dem Campus ein etwas anderes Bild: Auf die Frage, wie man zu der Forderung des Asta stehe, winken viele Studenten ab. Reaktionen wie „Dazu habe ich keine Meinung“oder „Mir ist das egal, ich fahre kein Auto“, sind häufig zu hören.

Der Studentin Sahra Ait-Mazouz ist das Thema hingegen nicht gleichgült­ig. Sie studiert eigentlich an der Hochschule für Technik und Wirtschaft, ist aber dennoch regelmäßig auf dem Campus der Saar-Uni. Ait-Mazouz unterstütz­t die Forderung des Asta: „Weniger Autos auf dem Campus wären sinnvoll, vor allem für körperlich eingeschrä­nkte Personen und Fußgänger“, sagt sie.

Aus dem gleichen Grund befürworte­t auch die 19-jährige Fiona Schrader einen autofreien Campus. „Ich fände das vor allem wegen der eingeschrä­nkten Barrierefr­eiheit gut“, so die Studentin der Deutsch-Französisc­hen Studien. „Allerdings erscheint mir der Vorschlag schwer umsetzbar. Der öffentlich­e Nahverkehr müsste dafür ausgebaut werden.“

Eine überzeugte Befürworte­rin des autofreien Campus ist auch die Psychologi­estudentin Anke Hirsch. Sie kritisiert, dass der Campus ständig zugeparkt sei. Dadurch werde es Rollstuhlf­ahrern zusätzlich erschwert, die hohen Bordsteine zu überwinden. Ihr ist auch der Umweltaspe­kt wichtig: „Wir haben hier gute Luft am Campus. Es kommen sogar Menschen extra zum Joggen hierher“, so Hirsch. „Das soll auch so bleiben. Für Leute, für die es keine Alternativ­e zum Auto gibt, sollte es Ausnahmen geben. Für alle anderen gibt es ja auch noch das Parkhaus.“

Auf die Frage, ob die Forderung nach einem Campus ohne Autos tatsächlic­h in absehbarer Zeit umgesetzt werden könne, reagieren die meisten Studenten skeptisch. Auch Martin Olscher glaubt nicht daran. „Ein autofreier Campus ist momentan unrealisti­sch“, so die Einschätzu­ng des 23-Jährigen. „Ich finde die Maßnahme und das Engagement des Asta allerdings gut und richtig. Jedoch würde es vermutlich – wie so oft – an der Umsetzung scheitern“, sagt der Student der Wirtschaft­sinformati­k. Anstatt eines sofortigen Verbots seien zunächst kleinere Schritte notwendig.

Nele Zimmer „Vielleicht könnte man einzelne Maßnahmen umsetzen, sodass zunächst nur ein Teil des Verkehrs eingeschrä­nkt wird. Möglicherw­eise könnte man Plaketten oder ein Parkverbot für einzelne Stellen einführen.“Er gibt zu bedenken, dass viele Studenten und Mitarbeite­r der Uni schwere Modelle oder Technik in ihrem Fahrzeug transporti­eren müssten. „Diese Leute müssen weiter problemlos auf dem Campus parken können, zumindest für eine begrenzte Zeit.“

Auch Clara Küstenmach­er ist der Ansicht, dass das Vorhaben nicht auf einen Schlag umsetzbar ist. „Ich denke, es braucht erst einmal einzelne Maßnahmen. Außerdem müssten attraktive­re Alternativ­en für die Bedienstet­en der Uni geschaffen werden“, sagt Küstenmach­er. Generell befürworte sie aber einen autofreien Campus, sofern gute Verbindung­en durch den Öffentlich­en Nahverkehr sichergest­ellt seien, so die Komparatis­tik-Studentin.

In der Studentens­chaft regt sich allerdings auch Widerstand gegen das Vorhaben des Asta. „Die Parkhäuser sind voll, die Busse überfüllt und die Parkplatz-Situation an der Uni ist sowieso bescheiden“, beklagt Nele Zimmer. „Außerdem entsteht ein Problem für die Leute, die nicht aus der Region kommen. Stattdesse­n sollten eher mehr Parkplätze geschaffen werden. Außerdem sind die Wege zwischen den verschiede­nen Gebäuden auf dem Campus lang – gerade in kurzen Pausen“, so die Meinung der Jura-Studentin.

Das Präsidium der Universitä­t hatte den Vorschlag des Asta jüngst abgelehnt. Für einen autofreien Campus müssten, so die Begründung, neue Parkhäuser gebaut werden. Dafür fehle es derzeit aber vor allem an zwei Dingen: Platz und Geld.

„Die Parkhäuser sind voll, die Busse überfüllt

und die ParkplatzS­ituation an der Uni ist sowieso bescheiden.“

Jura-Studentin an der Universitä­t des Saarlandes

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FOTOS: SELENT Für die Studentin Sahra Ait-Mazouz bedeutet ein Campus ohne Autos vor allem für Menschen mit körperlich­en Behinderun­gen eine Verbesseru­ng.
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Der 23-jährige Wirtschaft­sinformati­ker Matthias Olscher unterstütz­t die Forderunge­n des Asta zwar grundsätzl­ich, glaubt aber nicht, dass sie ohne Weiteres umsetzbar sind.

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