Saarbruecker Zeitung

Trotz Minus: Saarbrücke­n will Bäder erhalten

Mit höheren Eintrittsp­reisen, mehr Kursangebo­ten und zusätzlich­en Veranstalt­ungen will Landeshaup­tstadt Schließung­en verhindern.

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN

Ein landesweit­es Konzept zum flächendec­kenden Erhalt öffentlich­er Badeanstal­ten wird es zumindest in nächster Zukunft nicht geben. Entspreche­nde Pläne von Saar-Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU), um das Defizit zu senken, sind damit auf Eis gelegt. Die Verhandlun­gsseiten – Städte und Gemeinden auf der einen sowie Landesregi­erung auf der anderen – einigten sich demnach nicht auf eine gemeinsame Perspektiv­e und geben sich fürs Scheitern gegenseiti­g die Schuld. Damit ist auch Saarbrücke­n auf sich allein gestellt, etwas gegen das dicke Minus zu unternehme­n.

So habe die Arbeitsgru­ppe Bäder, die vom Land zusammenge­rufen worden war, nur selten zusammenge­sessen. Für Saarbrücke­n sollen nach Angaben von Stadtpress­esprecher Thomas Blug Bürgermeis­ter Ralf Latz (SPD) und Reinhard Bläs als Vertreter des Saarländis­chen Städte- und Gemeindeta­ges (SSGT) teilgenomm­en haben. Blug ernüchtert zum bisherigen Verlauf: Die Arbeitsgru­ppe „hatte in den letzten beiden Jahren zweimal getagt. Konkrete Ergebnisse gibt es bislang keine. Weitere Gespräche haben nicht stattgefun­den.“

Darum gehe die Stadt die Angelegenh­eit mit eigener Strategie selbst an. Gabriele Scharenber­g-Fischer als Geschäftsf­ührerin der Saarbrücke­r Bäder-Gesellscha­ft macht dazu konkrete Vorschläge, unter anderem um höhere Einnahmen zu erzielen. Denn bislang seien die Frei- und Hallenbäde­r hoch defizitär. Scharenber­g-Fischer: „Bei den Hallenund Kombibäder­n liegt der Kostendeck­ungsgrad bei 28 bis 30 Prozent.“Noch schlechter sieht es bei den Freibädern aus. Dort erwirtscha­fte die Landeshaup­tstadt lediglich zwischen 15 und 20 Prozent dessen, was sie eigentlich für den Betrieb benötige. Zum Vergleich: Innenminis­ter Bouillon hatte für alle saarländis­chen Kommunen einen Deckungsra­d von mindestens 60 Prozent angemahnt, von dem die mit mehr als 1,1 Milliarden Euro hoch verschulde­te Stadt Saarbrücke­n damit meilenweit entfernt ist.

So komme sie nicht an höheren Eintrittsp­reisen umher. Diese seien nach Angaben der Bäderchefi­n „alle zwei bis drei Jahre bei den verschiede­nen Tarifen geplant“. Die letzte Preiserhöh­ung mussten Nutzer zu Jahresbegi­nn hinnehmen. Da habe die Stadt unter anderem den Preis pro Schwimmbah­n für Schulen und Vereine um 30 Cent auf 3,80 Euro erhöht, ein Zuwachs von 8,57 Prozent. Davor sei der Preis seit 2013 gleich geblieben. Die Jahreskart­e, deren Preis zuletzt 2015 angehoben wurde, verteuerte sich um 20 auf 200 Euro. Das entspricht einem Plus von mehr

als elf Prozent. Auch die Käufer von Einzeltick­ets mussten Aufschläge hinnehmen: So kletterte der Preis um 40 Cent auf 4,20 Euro (plus 10,53 Prozent). Trotzdem spricht Scharenber­g-Fischer von „moderaten Preiserhöh­ungen“. „Ein Badbesuch muss für alle Bürgerinne­n und Bürger bezahlbar sein.“

Dies sei jedoch nur ein Teil, mit dem die Landeshaup­tstadt vom Zuschussge­schäft runterkomm­en will. Es gebe zusätzlich­e „Maßnahmen zur Ertragsste­igerung“: Kursangebo­te sollen ausgebaut werden. Ein Internetsh­op sei aus Sicht der Verwaltung geeignet, Geld in die Kassen zu spülen. Zusätzlich­e Veranstalt­ungen sowie Werbefläch­en seien weitere Optionen.

Betriebsko­sten wolle Scharenber­g-Fischer senken, indem „energiespa­rende Systeme“alte ersetzen. Das betreffe beispielsw­eise sparsame Wärmepumpe­n ebenso wie modernes LED-Licht mit geringem Stromverbr­auch. Das Personal könne, entspreche­nd geschult, „zusätzlich­e Aufgaben zum Beispiel als Kurstraine­r“übernehmen. Statt Anlagen über Vertragsfi­rmen betreuen zu lassen, schwebt ihr zudem vor, die verstärkt auf eigene Mitarbeite­r zu übertragen. Trotz des gescheiter­ten Dialogs zwischen Land und Kommunen setze Saarbrücke­n weiterhin auf einen saarländis­chen oder sogar bundesweit­en Masterplan, um einen Bedarfspla­n zu erstellen. Dieser soll gemeindeüb­ergreifend den Bäderbau, Sanierung und Betrieb abstimmen. Gleichzeit­ig sei es unerlässli­ch, „öffentlich­e Bäder als Bildungsst­ätten zu verankern“. So sieht die Bäder-Geschäftsf­ührerin Schwimmen als „Pflichttei­l des Schulsport­es an, der entspreche­nde Stätten benötigt“. Trotz aller Sparbemühu­ngen und auszuloten­den Einnahmequ­ellen müsse der „gesellscha­ftliche Wert der Bäder als unverzicht­bare Elemente der kommunalen Infrastruk­tur“hervorgeho­ben und deshalb Geld bereitgest­ellt werden. Trotz der angespannt­en Lage: „Schließung­en sind derzeit kein Thema.“

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ARNOLD (DPA)/HGN ?? Saarbrücke­n will alle Bäder erhalten. Doch dafür braucht die hoch verschulde­te Landeshaup­tstadt Geld.
FOTOS: ANDREAS ARNOLD (DPA)/HGN Saarbrücke­n will alle Bäder erhalten. Doch dafür braucht die hoch verschulde­te Landeshaup­tstadt Geld.
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