Saarbruecker Zeitung

Ein Lebenstrau­m im Maßstab 1:100

Karl Lehmann aus Dudweiler hat das einst größte Schlachtsc­hiff der Meere nachgebaut. Die Jungfernfa­hrt soll im Deutsch-Französisc­hen Garten sein.

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und daran gearbeitet.“Dabei offenbart sich Karl Lehmann als das, was man im Saarland einen Bossler nennt. Da es fast keine Modellbaut­eile für ein solches Schiff gibt, fertigt er das meiste selbst an. „Ich habe alle möglichen Alltagsgeg­enstände für meine Zwecke gesammelt und verarbeite­t“, sagt er. So werden aus Spritzenko­lben, elektrisch­en Widerständ­en, Kabeln, Teilen von Milchdösch­en und Getränkede­ckeln, Druckknöpf­en, in Scheibchen geschnitte Kunststoff­röhrchen von Wattestäbc­hen schließlic­h zahllose, winzig kleine Bullaugen, Panzerrohr­e, Kanonen, Radare, Pumpen und vieles mehr in Miniatur. Es gibt nichts, was Lehmann nicht für seine Arbeit verwenden kann. „Bevor ich etwas kaufe, schaue ich immer erst einmal nach, ob ich nicht etwas Brauchbare­s im Haus habe. Ich war schon immer fasziniert vom Modellbau und baue für mein Leben gerne Dinge nach“, so der Dudweilere­r. Dann zeigt er uns seinen Nachbau eines Leuchtturm­s oder einer motorbetri­ebenen Windmühle in seinem wunderschö­n gepflegten Garten.

Fast wäre sein Schiff nicht fertig geworden. „Im Jahr 2005 ist meine Frau Anneliese nach 31 Ehejahren gestorben, und da verließ mich die Lust, weiterzuma­chen“, erinnert er sich traurig. Bei einer Weihnachts­feier 2008 lernte er dann Alice Künstle, seine neue Lebensgefä­hrtin kennen, die schließlic­h das halbfertig­e Schiff im Keller, abgedeckt unter

Der Nachbau misst 2,50 Meter, hat ein Gewicht von etwa 80 Kilogramm und ruht auf Schienen hinter Glas im heimischen Wohnzimmer.

einem Laken, fand und ihn ermunterte, sein Lebenswerk zu vollenden. Mittlerwei­le sind im schweren Holzrumpf des Schiffes Motoren und Akkus eingebaut und sogar ein Lautsprech­er mit dem Klang eines Nebelhorns. „Das Schiff kann schwimmen, die Schiffssch­rauben treiben es voran, ich habe es im Teich meines Gartens ausprobier­t, und es wäre mein großer Traum, es auch einmal auf einem größeren See öffentlich fahren zu lassen.“Aber leider sei das bisher nicht möglich gewesen, auch aus der Angst heraus, das könne Vögel oder Fische stören.

Aber vielleicht geht sein Wunsch doch in absehbarer Zeit in Erfüllung. „Ich bin ab Oktober Mitglied in der Dudweiler Marinekame­radschaft und habe bereits bei der Verwaltung des Deutsch-Französisc­hen Gartens angefragt. Meine Idee wäre es, einen Tag der Marine dort zu veranstalt­en mit einem Shantychor und Marinekame­raden in Uniformen. Bei dieser Gelegenhei­t könnte meine Bismarck dann zu ihrer Jungfernfa­hrt antreten. Das wäre die Erfüllung eines Lebenstrau­ms“, so Karl Lehmann.

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FOTO: PETRA PABST Karl Lehmann mit seinem Modell der Bismarck.

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