Saarbruecker Zeitung

Der junge Havertz ist der Mann der Stunde

Der 19-Jährige von Bayer Leverkusen entscheide­t nach seinem Aufstieg in die Nationalma­nnschaft gleich zwei Spiele in Serie.

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(sid) Von den zahlreiche­n Lobeshymne­n, die nach dem erlösenden ersten Saisonsieg auf Kai Havertz einprassel­ten, klang jene aus dem Mund von Lukas Hradecky schon beinahe ehrfürchti­g. „Noch kein besseres Talent“habe der Torhüter von Bayer Leverkusen in seiner Karriere gesehen: „Obwohl er einer der Jüngsten ist, blicken die Jungs zu ihm auf. Das ist schon eine Ehre, mit so einem Spieler zu spielen“, sagte der Finne nach dem 1:0 (0:0) gegen den FSV Mainz 05.

Nur drei Tage, nachdem der erst 19 Jahre alte Havertz die Werkself in der Europa League nach einem 0:2 mit einem Doppelpack noch zu einem 3:2 bei Ludogorez Rasgrad geführt hatte, avancierte er gegen die bis dato ungeschlag­enen Mainzer mit seinem Kopfball-Tor in der 62. Minute erneut zum Siegbringe­r – und bescherte seinem unter Druck stehenden Trainer Heiko Herrlich nach dem verkorkste­n Saisonstar­t mit drei Pleiten in der Liga Luft.

„Am Donnerstag und heute war es schon eine riesige Erleichter­ung“, sagte Herrlich nach dem Arbeitssie­g. Julian Brandt, der die Vorlage für Havertz’ Treffer gegeben hatte, gab zu: „Ich habe den Havi gar nicht gesehen, ich habe den Ball einfach reingeschl­agen.“

Als Havi Havertz wenige Momente später zur Stelle war und mit Wucht links neben Torhüter Florian Müller einköpfte, fiel auch beim Torschütze­n eine große Last ab. Selbst wollte sich der Mann der Stunde aber nicht in den Mittelpunk­t rücken – im Gegenteil: „Im Vordergrun­d steht immer der Sieg. Ich bin aber natürlich froh, dass ich der Mannschaft so helfen konnte“, sagte Havertz.

Mit 58 Bundesliga-Spielen gehört der Youngster längst zu den Führungssp­ielern in Leverkusen. Nicht nur seine Treffer machen den jungen Nationalsp­ieler so wertvoll: Gegen Mainz absolviert­e er zudem die meisten Kilometer (12,14) im Leverkusen­er Team, gab die meisten Torschüsse ab (4) und besaß mit 89 Prozent eine starke Passquote. Worte wie die von Torhüter Hradecky wirken angesichts dieser Zahlen nachvollzi­ehbar – zumal sie eher die Regel als die Ausnahme sind.

„In Europa weiß jeder, über was für eine Qualität und was für ein Talent er verfügt“, sagte Herrlich. Brandt wollte sich erst gar nicht zu seinem Teamkolleg­en und guten Kumpel äußern. „Ich muss aufpassen, dass der Typ nicht anfängt zu fliegen“, sagte der Außenstürm­er lachend, um kurz danach doch mit großen Augen über Havertz’ Ruhe am Ball zu schwärmen: „Bei dem hast du ja das Gefühl, er hat einen Ruhepuls von 60.“

Der umjubelte Mann nahm das Lob gerne an, um zugleich äußerst selbstkrit­isch zu bleiben. „Ich weiß, dass ich noch viel zu verbessern habe. Ich versuche, in dieser Saison mehr Mentalität reinzubeko­mmen. Da wurde ich in den vergangene­n Jahren genug für kritisiert“, sagte Havertz. Schon morgen (18.30 Uhr/Sky) kann er im Derby bei Aufsteiger Fortuna Düsseldorf damit weitermach­en.

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FOTO: BECKER/DPA Jung-Nationalsp­ieler Kai Havertz bedankt sich bei den Fans für die Unterstütz­ung. Der 19-Jährige ist gerade in aller Munde.

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