Glücklich in St. Barbara – auch dank der Helden des Alltags
Schwer ist Edith Müller der Abschied aus den eigenen vier Wänden gefallen. Doch sie fand ein Heim, in dem sie gerne wohnt und doch nur zu Gast ist.
Acht Tage hatte Edith Müller mit sich gerungen, wie es mit ihr weitergeht. Der Mann war verstorben, ihr Bruder auch und den Sohn hat sie ebenfalls schon zeitig an eine Krankheit verloren. Außer einer Schwägerin hat sie nicht mehr viel Familie, die sich um sie kümmern konnte. Sie war 88 und auf den Rollator angewiesen.
„Ich war im Haus allein und bin gefallen“,erzählt die mittlerweile 90-Jährige. In dem Moment habe sie gewusst, dass sie nicht mehr lange in ihrem Haus bleiben könne. Am schlimmsten sei es gewesen, das Haus zu verlassen, in dem sie 68 Jahre lebte. Leicht gemacht hat sie sich die Entscheidung, ins Altenheim zu gehen, also nicht. „Es ist mir sehr schwer gefallen.“
Zwei Jahre wohnt sie jetzt schon im Caritas-Seniorenzentrum St. Barbara und hat nicht lange „gefremdelt“. Als St. Ingberterin waren ihr die Einrichtung und die Umgebung bekannt, die Atmosphäre im Haus gefällt ihr. Zuerst hatte sie ein Doppelzimmer, nun hat sie sogar ein eigenes Reich. Dies sei eine Überraschung der Heimleitung zu ihrem 89. gewesen. Nun sei sie unabhängiger, müsse keine Zugeständnisse mehr machen und könne abends, ohne Rücksicht auf eine Mitbewohnerin nehmen zu müssen, auch mal Fernsehen schauen. Bezahlt wird das zum Teil mit dem Erlös aus dem Hausverkauf. „Die Mitarbeiter versuchen es uns hier so angenehm wie möglich zu machen“, sagt die St. Ingberterin.
Sie wertschätzt, was diese tun, und geizt nicht mit Lob: „Die Arbeit am Menschen ist die schwerste. Die wahren Helden schaffen an der Basis.“
Für sie wird es aber nie ein Zuhause, das hatte sie bereits woanders. Sie fühlt sich als Gast, meint das aber durchaus positiv. Im Heim bekam sie einen Rollstuhl, denn die Arthrose hat sich verschlechtert. Langeweile hat sie im Seniorenzentrum nicht – die tägliche Zeitungs-Vorleserunde verpasst sie genauso wenig wie das Rätseln, das Singen oder Turnen. Sie schätzt die vielfältigen Angebote. „Ich versuche alles mitzumachen, damit der Tag rumgeht.“
Foto: Cornelia Jung Manchmal habe sie auch stille Momente, in denen es ihr nicht so gut geht. Dann schaut sie auf die Fotos an der Wand, die ihren Mann, den Sohn und ihren Hund zeigen.