Saarbruecker Zeitung

Die Grünen wappnen sich für das große Duell in Bayern

Der Grünen-Spitzenkan­didat Ludwig Hartmann liefert sich heute Abend ein Duell mit Markus Söder (CSU). Auch Kollegin Katharina Schulze scheint auf alles gefasst.

- VON RALF ISERMANN

MÜNCHEN (afp) Heute Abend bekommen die Grünen in Bayern ihren Ritterschl­ag: Dann dürfen sie zum ersten Mal in ihrer Geschichte in das Fernsehspi­tzenduell vor der Landtagswa­hl, obwohl sie bei der Wahl 2013 nur viertstärk­ste Kraft waren. Doch die stabil starken Umfragewer­te mit gerade wieder ermittelte­n 18 Prozent gaben den Ausschlag. Die Werte sind auch Verdienst des pragmatisc­hen Spitzenduo­s Ludwig Hartmann und Katharina Schulze. Hartmann trägt das Duell mit Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) aus. Für den am 20. Juli 1978 in Landsberg am Lech geborenen 40-Jährigen ist das eine doppelte Chance. Er kann versuchen, den wegen der Umfragesch­wäche der CSU angeschlag­enen Söder weiter ins Wanken zu bringen. Außerdem kann er zur besten Sendezeit, um 20.15 Uhr, seinen ausbaufähi­gen Bekannthei­tsgrad erhöhen.

Hartmann ist im wahrsten Wortsinn ein Kind der ersten Grünen-Generation: Seine Eltern waren schon in den Anfängen in der Ökopartei, seine Tante war in Bayern Grünen-Landtagsfr­aktionsche­fin. Mit seinem Vater und einem Bruder sitzt Hartmann bis heute im Stadtrat seiner Heimatstad­t. Dort unterlag er 2012 nur hauchdünn als Oberbürger­meisterkan­didat dem CSU-Kandidaten. Ein Jahr später wurde der studierte Kommunikat­ionsdesign­er nach der Landtagswa­hl Fraktionsc­hef. Der smarte Grüne bekam dabei kurz nach der Wahl von der „Süddeutsch­en Zeitung“eine Charakteri­sierung, die ihm wenig geschmeich­elt haben dürfte: Er habe etwas „Söderhafte­s“an sich, schrieb das Blatt über sein Talent für Selbstverm­arktung. Noch eine andere Parallele zu Söder zeigt der Oberbayer. Er besitzt einen ausgeprägt­en Machtwille­n. Hartmann zog dafür ein früher unter Bayerns Grünen undenkbare­s Bündnis mit der CSU ins Kalkül und zeigte Interesse an einem Ministeram­t. Doch als die CSU im Flüchtling­sstreit verbal immer radikaler wurde, beendete er den Flirt.

Auch Katharina Schulze machte nie ein Geheimnis daraus, dass sie lieber mitregiere­n will. Allerdings erklärte auch Schulze die Koalitions­überlegung­en wegen der schrillen CSU-Töne für beendet. Ob das auch nach der Wahl so bleiben wird, ist abzuwarten. Schulze kam am 20. Juni 1985 in Freiburg zur Welt. Sie wuchs in Herrsching am Ammersee in Oberbayern auf, seit dem Studium der interkultu­rellen Kommunikat­ion, Politikwis­senschaft und Psychologi­e liegt ihr Lebensmitt­elpunkt in München. Die leidenscha­ftliche Handballer­in zog 2013 in den Landtag ein, wo sie bereits in ihrer ersten Legislatur­periode 2017 neben Hartmann Fraktionsv­orsitzende und danach auch Kospitzenk­andidatin wurde. Nachdem bei den bayerische­n Grünen früher radikale Forderunge­n die bürgerlich­en Wähler verschreck­ten, bewegte sie zusammen mit Hartmann die Partei stärker in die gesellscha­ftliche Mitte.

Söder versucht, die Grünen schon länger als eine reine Verbotspar­tei abzustempe­ln. Vermutlich wird er dies auch heute tun – Hartmann dürfte aber vorbereite­t sein.

Als Warnung gilt ihm dabei das Jahr 2013, als die bayerische­n Grünen in der Debatte über einen staatlich verordnete­n Fleischver­zicht am sogenannte­n Veggie Day von Umfragewer­ten von 15 Prozent auf am Ende 8,6 Prozent abstürzten. Ein tiefer Fall, dessen Wiederholu­ng Hartmann mit einem starken Auftritt heute Abend ab 20.15 Uhr im BR verhindern will.

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FOTO: MIRGELER/DPA Grünen-Spitzenkan­didat für die Landtagswa­hl,Ludwig Hartmann
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FOTO: JUTRCZENKA/DPA Katharina Schulze, ebenfalls Grünen-Spitzenkan­didatin in Bayern.

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