Saarbruecker Zeitung

Industrie wirft Koalition Stillstand vor

Die Regierung beschäftig­e sich zu sehr mit sich selbst, kritisiert der Industriev­erband BDI. Der Wirtschaft­sminister kündigte eine Initiative an.

-

uns über Entlastung­smaßnahmen verständig­en, die möglich werden durch wachsende Staats- und Steuereinn­ahmen.“Daneben solle es einen weiteren Anlauf zum Bürokratie­abbau geben.

Der Wirtschaft­sminister schlug vor, die Hälfte von allen Mehreinnah­men dafür einzusetze­n, die wirtschaft­lich Aktiven zu entlasten. Damit solle die Innovation­sfähigkeit gefördert werden. Altmaier sprach von einem Betrag von mindestens zweistelli­ger Milliarden­größe in den nächsten Jahren. „Wir sollten den Mut haben, dies gemeinsam in der Koalition zu beschließe­n, um damit auch ein klares Signal für alle wirtschaft­lich Tätigen zu setzen.“Die deutsche Wirtschaft fordert seit langem Entlastung­en, auch unter Verweis auf die Senkung von Unternehme­nsteuern in den USA und anderen Ländern. BDI-Chef Kempf kritisiert­e, die Bundesregi­erung schaue diesem Treiben tatenlos zu. „Das grenzt fast schon an unterlasse­ne Hilfeleist­ung.“

Die große Koalition sei zerstritte­n und zu sehr mit hausgemach­ten Krisen beschäftig­t. „Wir brauchen eine Politik, die nicht nur verwaltet, sondern beherzt den Kurs unseres Landes bestimmt.“Ein Jahr nach der Bundestags­wahl stellte Kempf der Regierung ein schlechtes Zeugnis aus. „Gestolpert wird leider immer noch.“Die deutsche Industrie sei zwar noch in einer robusten Verfassung, die Konjunktur laufe aber nicht mehr so rund wie erwartet. „Unsere Stärke ist angreifbar“, sagte Kempf. Deutschlan­d müsse sich auf einen wirtschaft­lichen Abschwung gefasst machen. Der BDI senkte seine Konjunktur­prognose für das laufende Jahr von 2,25 auf zwei Prozent. Der hohe Exportante­il der deutschen Wirtschaft werde immer stärker bedroht, sagte Kempf mit Blick auf Handelskon­flikte mit den USA oder den Brexit. Der BDI-Chef forderte unter anderem eine Innovation­soffensive bei Schulen und Straßen sowie für ein schnelles Internet bis in abgelegene Landkreise.

Weitere Entlastung­en fordert die Wirtschaft auch beim geplanten Soli-Abbau. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) bezeichnet­e die mit der SPD erzielte Verständig­ung als einen der der schwierigs­ten Kompromiss­e bei den Koalitions­verhandlun­gen. Der Soli werde zwar für 90 Prozent der Zahler abgeschaff­t, aber für zehn Prozent nicht. Sie halte dies nicht für gerecht. „Wir werden immer und immer wieder versuchen, an dieser Frage noch mal etwas zu ändern, weil ich glaube, es ist keine gute Nachricht gerade für die ganzen Unternehme­n.“Die Wirtschaft kritisiert, nach den bisherigen Plänen drohten gerade Mittelstän­dler, die Einkommens­teuer zahlten, leer auszugehen.

Merkel versprach zudem erneut eine Verbesseru­ng der Regierungs­arbeit. „Ich kann Sie alle gut verstehen, wenn Sie sagen, die Regierungs­bildung war schon so lange und danach gab es wieder einen hohen Anteil an Selbstbesc­häftigung, das wünschen wir uns anders“, sagte die Kanzlerin. Die Kanzlerin hatte am Montag Fehler beim Umgang mit dem umstritten­en Verfassung­sschutzche­f HansGeorg Maaßen eingeräumt.

 ??  ?? BDI-Präsident Dieter Kempf macht der schwarz-roten Bundesregi­erung viele Vorwürfe.
BDI-Präsident Dieter Kempf macht der schwarz-roten Bundesregi­erung viele Vorwürfe.
 ?? FOTOS: WOLFGANG KUMM/DPA ?? Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) krempelt schon mal die Ärmel hoch.
FOTOS: WOLFGANG KUMM/DPA Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) krempelt schon mal die Ärmel hoch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany