Saarbruecker Zeitung

„Man muss die Orgel zum Singen bringen“

Heute beginnt die 11. Europäisch­e Orgelakade­mie Lisdorf mit einem Konzert des Leiters Michael Radulescu.

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Orgelakade­mie in Lisdorf. Aber er nennt nicht die überregion­al bekannte Mayer-Orgel als Grund für sein Kommen, sondern die „Freundscha­ft“– insbesonde­re mit Manfred Boßmann, Vorsitzend­er des Fördervere­ins „Klingende Kirche“, und Armin Lamar, Regionalka­ntor, künstleris­cher Leiter der „Europäisch­en Orgelakade­mie“Saarlouis-Lisdorf.

Radulescu, Vater zweier Söhne, ist die Musik in die Wiege gelegt worden. Der Vater hat damals ein Kammerorch­ester in Bukarest, die Mutter war Sängerin. Über seinem Kinderbett hing ein Bild von Bach. Und da er bereits mit vier Jahren Interesse an der Musik des Leipziger Thomaskant­ors zeigte, nahm ihn der Vater mit in die Matthäus-Passion. Danach zeigte er ihm die zweimanual­e Orgel, die angesichts der vielen Tasten zunächst erschreckt­e. Als er jedoch den vollen Klang hörte, war er „mit dem Bazillus Orgel infiziert“, wie er heute sagt. Mit sieben bekam er Klavierunt­erricht, mit 13 durfte er sich in Kronstadt an die Orgel setzen. Später lernte er das Dirigieren und Komponiere­n.

Radulescu empfindet das größte Glücksgefü­hl, wie er sagt, wenn er ein Bachkonzer­t spielt. So wird die Thematik der Orgelakade­mie auch immer wieder von Bachwerken bestimmt. In diesem Jahr steht der „Dritte Theil der Clavier Übung“im Mittelpunk­t. Was ist das Besondere an diesem Werkzyklus? Radulescu: „In seinem Werk finden wir den größten harmonisch­en und rhythmisch­en Reichtum. Bach gelingt es, mit Stakkatovi­erteln Tränen zu symbolisie­ren.“

„Man darf die Orgel nicht wie einen Apparat behandeln“, mahnt er. Gerade in der Orgelmusik offenbare sich der Charakter der Musik als eine Disziplin der sieben klassische­n Künste. Um einen Nutzen von der Orgelakade­mie zu haben sei es wichtig, Meisterkur­se, die von studierten Organisten besucht werden, mit einer bestimmten Thematik zu verbinden; aus dem „Dritten Theil der Clavier Übung“von Bach könne man „unendlich viel mitnehmen“.

Eröffnungs­konzert mit Michael Radulescu heute um 19.30 Uhr, Schlusskon­zert mit den Akademiete­ilnehmern am Samstag, 19 Uhr, jeweils in der Lisdorfer Kirche. Der Eintritt ist frei.

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