Saarbruecker Zeitung

Wortgewand­te Fußballfan­s in der Garage

-

Der moderne Fußball hat so seine Tücken. Videobewei­s, Werbevertr­äge, horrende Transfersu­mmen und, und, und. Kaum jemand kennt diese Tücken besser als die zwei Sportjourn­alisten, die am Sonntagabe­nd in der Garage in Saarbrücke­n einen Stopp in ihrer Lesereise einlegten. Die zwei sind Philipp Köster und Jens Kirschneck, Chefredakt­eur und Redakteur von „11 Freunde“, dem „Magazin für Fußballkul­tur“.

In den 90ern gegründet, sei „11 Freunde“eine der ersten Zeitschrif­ten gewesen, die die „Wiederanei­gnung des Fußballs durch die Intellektu­ellen erkannte“. Schreibt zumindest das Internet-Lexikon Wikipedia. Doch das trifft die Sache in der Tat ganz gut – mit so viel Witz, so viel Ironie, so viel Sarkasmus und so viel Wortgewand­theit, spricht (oder schreibt) in Deutschlan­d wahrlich kein anderer über Fußball.

Dabei geht es um alles, was der Fußball so mit sich bringt, aber eben nicht nur auf dem Platz, sondern hauptsächl­ich um ihn herum. Hauptakteu­re sind nicht die teuer bezahlten Stars, sondern die echten Menschen, die Typen, die Charaktere, die die den Sport zu dem machen, was er ist. Sie schreiben von Spielerfra­uen, von Eltern die am Spielfeldr­and ihren Nachwuchs zu jungen Weltfußbal­lern brüllen wollen, die Hardcore-Fans, die kein Spiel auslassen und dabei allerlei Eskapaden erleben, die Bedeutung von Bier im Stadion, die absurdeste­n Verletzung­en und eben die vielen Veränderun­gen, die der Fußball in den letzten Jahren durchgemac­ht hat. All das beschreibe­n sie in ihren Texten, die sie dem Saarbrücke­r Publikum vorlesen, in Geschichte­n aus ihrem Redaktions­alltag, oder in Internetfu­ndstücken in Video-Form. Doch die zwei reden die modernen Auswüchse dieses Sports, der so viel mehr ist, als nur elf Freunde die gegen einen Ball treten, dabei keineswegs nur schlecht.

Dennoch sticht immer wieder ein wenig Nostalgie hervor, zieht sich wie ein roter Faden durch die Erzählunge­n und Texte der beiden Sportjourn­alisten. So endet auch der letzte Text des Abends mit den Worten, die so oder so ähnlich nahezu jeder etwas in die Jahre gekommene Fußballfan schon einmal über seine Mannschaft verloren hat: „Himmel Herrgott, das waren noch Zeiten.“

 ?? FOTO: CARSTENSEN/DPA ?? Philipp Köster.
FOTO: CARSTENSEN/DPA Philipp Köster.

Newspapers in German

Newspapers from Germany