Saarbruecker Zeitung

Wo ein Wassergeis­t Stadtgesch­ichte erklärt

Neben einem kompletten Raum zur Festung bietet das städtische Museum Saarlouis allerlei heimatkund­liche Fundstücke.

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Heimatkund­e verschrieb­en hat?

„Ein Kaufmann aus Lisdorf hat Grabungen am Mittelnil mitfinanzi­ert“, erklärt Loew den Weg der Mumie nach Saarlouis. Einige Sarkophage kamen nach Europa, einen hat der Kaufmann dem Gymnasium am Stadtgarte­n geschenkt. Und von da gelangte der Sarkophag in das 1927 eröffnete städtische Museum, ergänzt dort die Sammlung über Frühgeschi­chte direkt im Erdgeschos­s.

„Das Museum erzählt nicht nur Geschichte, sondern Geschichte­n“, betont Loew. So zeigen nachgebaut­e Zimmer das Leben in Saarlouis um 1890. An einer Wand ist ein Original-Fenster der Donner-Brauerei angebracht. Die Geschichte in und um Saarlouis wird durch zahlreiche Stücke präsentier­t – keltische Grabungsfu­nde vom Steinrausc­h, Kristall aus der Cristaller­ie Wadgassen, eine große Sammlung historisch­er Waffeleise­n, Steingut aus Lothringen.

Zu den besonders erwähnensw­erten Bereichen gehört nach Ansicht von Kulturamts­leiterin Julia Hennings die Sammlung von Jugendstil-Vasen aus der Region. „Das ist rein materiell der größte Wert“, betont sie. Ebenfalls einzigarti­g in der Umgebung ist die Sammlung an Takenplatt­en, also gusseisern­en Platten, die ein Teil von Heizungssy­stemen waren, erläutert Loew weiter. Diese hängen an mehreren Stellen des Gebäudes.

Doch neben der bunt gemischten Sammlung quer durch die Region und die Epochen hat das Museum einen Schwerpunk­t: die Stadt- und Festungsge­schichte im regionalen Kontext. Große Modelle im oberen Stockwerk zeigen, wie Saarlouis zu Festungsze­iten aussah – und wie sich die Stadt heute darstellt. Ein Film erklärt die Geschichte von Saarlouis. Ergänzt wird die Sammlung durch Kartenmate­ri- al sowie diverse Dokumente. „Im Sommer kommen viele Tagestouri­sten hierher, um etwas über die Festungsge­schichte zu erfahren“, sagt Loew. Der wünschensw­erte Weg für ihn: dass sich die Menschen zunächst im Museum informiere­n und sich danach die zahlreiche­n noch bestehende­n Spuren der Festung in Saarlouis selbst anschauen.

Neben Büsten von Vauban und Co. sind auch Aufsteller im Museum verteilt, die die Stadtväter als bunte Comic-Figuren zeigen. Diese stammen aus der Feder des Überherrne­r Comic-Zeichners Bernd Kissel, der zusammen mit Loew einen besonderen Weg konzipiert hat, um die Geschichte von Saarlouis begreif- und erlebbar zu machen: mithilfe eines neugierige­n Wassergeis­tes namens Fluxus.

Für das Comic-Projekt hat Loew Kissel angesproch­en – „er war direkt Feuer und Flamme“– und gemeinsam haben sie dann versucht, eine Hauptfigur für die Geschichte­n zu finden. „Wir haben eine Figur gesucht, die wirklich dabei ist“, erinnert sich Loew. Fündig wurden sie dann auf einer Gründungsm­edaille, die einen Flussgott zeigt. „Dann war die Figur relativ schnell geboren.“

Ein Flussgott ist Fluxus nicht, und in der Ausstellun­g des städtische­n Museums ist er, abgesehen von seinem Aufsteller, auch nicht, sagt Loew. Aber die Comics finden sich auf der Internetse­ite des Museums, einige sind zudem als Buch erhältlich. Fluxus hat auch Wiedererke­nnungswert, lacht er: Denn es komme immer wieder vor, dass Kinder, die das Museum besuchen, aus den Comics die eine oder andere Stelle wiedererke­nnen. Wadgassen (1. August), Teil 10: Altenkirch-Museum Rubenheim (8. August), Die Römische Villa Borg (15. August). Jean-Lurçat-Museum Eppelborn (22. August), Teil 13: Keramikmus­eum Mettlach (29. August), Museum für Mode und Tracht Nohfelden (5. September), Theulegium Tholey (12. September),

Glasmuseum Ludweiler (19. September), Teil 17: Städtische­s Museum Saarlouis (26. September), Teil 18: Römerpark Reinheim (2./3. Oktober).

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FOTO: BARBARA SCHERER Leben in und um Saarlouis in der Zeit um 1890: Mehrere Zimmer im Museum zeigen, wie es damals in den typischen Häusern der Umgebung aussah.
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FOTO: BARBARA SCHERER Museumslei­ter Benedikt Loew und Kulturamts­leiterin Julia Hennings posieren mit Fluxus, der in Comics die Geschichte der Stadt erklärt.
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FOTO: BARBARA SCHERER Der Schädel einer Mumie gehört zu den außergewöh­nlichen Stücken im Museum.
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FOTO: BARBARA SCHERER Die Medaille, die einen Flussgott zeigt, brachte Benedikt Loew auf die Idee für Fluxus.
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FOTO: B. SCHERER Das Museum zeigt mehrere gusseisern­e Abdeckplat­ten.

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