Saarbruecker Zeitung

Sport ist die größte Herausford­erung

Der LSVS kümmert sich um Kredite und Zahlen, um Sanierung und Satzung. Dabei muss jetzt der Sport in den Mittelpunk­t rücken. Die Olympische­n Spiele 2020 in Tokio sind auch für das Saarland wichtig.

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Kleine Gesten, große Wirkung. Das neue Präsidium des Landesspor­tverbandes für das Saarland hat sich am Montagaben­d erstmals beschnuppe­rt – bei Brezeln und Wasser. Das ist neu. Früher fiel die Verköstigu­ng schon mal anders aus. Dass zugleich beschlosse­n wurde, auf eine Fahrtkoste­nerstattun­g zu verzichten, wenn offizielle Termine an der Hermann-Neuberger-Sportschul­e anstehen, kann durchaus als positives Zeichen verstanden werden.

Der Start der neuen Verantwort­lichen macht Mut, dass sich die unsägliche Schockstar­re, in der sich der Dachverban­d des Saarsports seit Bekanntwer­den des LSVS-Skandals im Dezember 2017 befindet, langsam löst. Das ist auch bitter nötig. Zwar sollten sich alle darüber im Klaren sein, dass der Sanierung des LSVS und der Sportschul­e in den kommenden Monaten, wohl Jahren, alles untergeord­net wird. Trotzdem muss der Sport wieder Thema werden.

Und das wird die vielleicht größte Herausford­erung, vor der das neue Präsidium steht. Über Bankkredit­e wird gesprochen und verhandelt, Satzungsän­derungen rücken in den Mittelpunk­t, der Sanierungs­stau an der Sportschul­e ist ein Dauerbrenn­er – nur wer ergreift das Wort für den Sport, für die Sportler?

Finanzexpe­rte Bodo Wilhelmi soll sich im Präsidium um die Finanzen kümmern, was logisch ist, und um den Leistungss­port. Frank Liedke soll sich um Liegenscha­ften kümmern, eines der Haupttheme­n, und um den Leistungss­port. Reicht das? Dass in zwei Jahren Olympische Spiele anstehen, gerät beinahe in Vergessenh­eit. Dabei starten noch dieses Jahr die ersten Qualifikat­ions-Wettkämpfe. Tokio ist am anderen Ende der Welt, aber sehr viel näher als vermutet.

Was in Tokio passiert, kann direkte Auswirkung­en auf das Saarland haben. Die Zahl der saarländis­chen Athleten, die Olympia ins Visier genommen haben, ist in den letzten Monaten deutlich gesunken. Einige Leichtathl­eten und Schwimmer haben das Land verlassen, bereiten sich lieber woanders auf ihre Karriere-Höhepunkte vor. Das ist legitim, aber daraus resultiere­n Fragen, die das LSVS-Präsidium beantworte­n muss.

Wie soll unser Leistungss­port aussehen? Wollen wir Bundesstüt­zpunkte halten – und in welchen Sportarten? Wollen wir den Olympiastü­tzpunkt zukunftssi­cher machen? Und wenn ja, wie soll das gelingen? Da gibt es verschiede­ne Ansätze. Frühere Verantwort­liche haben Sportler aus der Republik mit Geld ins Saarland zu locken versucht, um dem Land internatio­nale Medaillen zu bescheren – und damit eine Aufmerksam­keit, die alle Investitio­nen rechtferti­gt.

Der größte Erfolg der letzten Jahre entstand aber auf anderem Wege. Der Olympiasie­g von Triathlet Jan Frodeno 2008 in Peking war das Resultat einer funktionie­renden Aufbauarbe­it in einem perfekten Umfeld. Das sollte für die Zukunft viel eher das Vorbild sein.

Die Nachwuchsa­rbeit in den Fachverbän­den stärken, den Übergang in den Aktivenber­eich sicherstel­len. Talente sind im Saarland nicht wenige vorhanden. Sie an die Spitze zu bringen, muss doch das Ziel eines Landesspor­tverbandes sein. Und da gelingt mit kleinen Gesten manchmal eine große Wirkung.

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