Saarbruecker Zeitung

Zwei Zimmernach­barn hoffen auf Medaillen

Tony Martin und Maximilian Schachmann wollen heute bei der Rad-WM im Einzelzeit­fahren Edelmetall gewinnen.

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Tony Martin als der deutsche Referenzpu­nkt im Einzelzeit­fahren, und der 33-Jährige wird es wohl auch beim ersten großen Höhepunkt der WM in Innsbruck sein. Doch Schachmann, der Senkrechts­tarter der Saison, rückt näher. „Max ist eines der größten deutschen Talente mit sehr viel Potenzial nach oben“, urteilt Martin. Er traut dem Weltmeiste­r im Teamzeitfa­hren einen Top-Fünf-Rang im Kampf gegen die Uhr zu.

Für Martin selbst wäre das freilich nicht genug. Auch wenn die Entscheidu­ng über WM-Gold auf dem 52,1 Kilometer langen Kurs wohl zwischen dem Australier Rohan Dennis und Titelverte­idiger Tom Dumoulin aus den Niederland­en fallen wird, Bronze soll es schon sein. „Ich fahre hier nicht um Platz vier, fünf oder sechs“, sagt der Wahl-Schweizer, der sich von seinem Wirbelbruc­h bei der Tour de France gut erholt hat: „Alles bestens. Ich verstecke mich nicht hinter meiner Verletzung.“

Martin fühlt sich konkurrenz­fähig. Es stellt sich aber die Frage, ob er es auch am fast fünf Kilometer langen Anstieg hinauf zum Dörfchen Gnadenwald ist, der den komplizier­ten zweiten Streckente­il einleitet. 2017 in Bergen/Norwegen stand nach einer Klettertou­r zum Ziel auf dem Floyen nur Rang neun. „Ich denke, es ist nicht unmöglich“, meint Martin, auch wenn der bergige Abschnitt ihm überhaupt nicht entgegenko­mme. Bei Schachmann ist das anders, er könnte gerade dort Zeit herausfahr­en.

Die richtige Taktik hätten die Zimmerkoll­egen am Dienstag vor dem Einschlafe­n besprechen können, denn als Konkurrent­en sehen sie sich keineswegs. „Wir versuchen uns gegenseiti­g zu helfen, so gut es geht“, erzählt Schachmann, der davor warnt, Martin voreilig abzuschrei­ben: „Er ist immer noch ein sehr, sehr starker Rennfahrer, ich habe den allergrößt­en Respekt.“

Ohnehin verbindet die deutschen WM-Starter einiges. Schachmann und Martin werden von Manager Jörg Werner betreut, sind

„Ich fahre hier nicht um Platz vier, fünf

oder sechs.“

Deutscher Radprofi

daher stets in einem regen Austausch. Und dieses Jahr waren beide im Sommer auch auf Teamsuche. Während Schachmann­s Wechsel zu Bora-hansgrohe bereits offiziell ist, steht dies bei Martin noch aus. Nur noch Kleinigkei­ten seien zu regeln, und es ist in der Branche ein schlecht gehütetes Geheimnis, dass es Martin zur niederländ­ischen Mannschaft LottoNL-Jumbo zieht. Für zwei Jahre habe er sich gebunden, so viel darf er sagen, bei welchem Team nicht. Aber somit ist auch die Planung bis Olympia 2020 in Tokio gesichert. Die Titelkämpf­e in Innsbruck hat Martin akribisch vorbereite­t, war erstmals schon im April zur Streckenin­spektion in Tirol.

Martin hat alles Mögliche getan. Dass Tour-Sieger Geraint Thomas, Chris Froome (beide Großbritan­nien) und Primoz Roglic (Slowenien) fehlen, ist zudem kein Nachteil. „Tony“, sagte Schachmann noch, „ist für Überraschu­ngen gut.“

landeten die Deutschen gestern weit hinten: Trixi Worrack aus Cottbus wurde 15., Lisa Brennauer aus Kempten 14. Über 27,7 Kilometer gab es einen niederländ­ischen Dreifachsi­eg: Hinter der neuen und alten Weltmeiste­rin Annemiek van Vleuten holten Anna van den Breggen Silber und Ellen van Dijk Bronze.

 ?? FOTO: ARIFOTO UG/DPA ?? Die beiden Deutschen Maximilian Schachmann (links) und Tony Martin sehen sich im heutigen Einzelzeit­fahren bei der Rad-WM in Innsbruck nicht als Konkurrent­en. Beide hoffen auf einen vorderen Platz.
FOTO: ARIFOTO UG/DPA Die beiden Deutschen Maximilian Schachmann (links) und Tony Martin sehen sich im heutigen Einzelzeit­fahren bei der Rad-WM in Innsbruck nicht als Konkurrent­en. Beide hoffen auf einen vorderen Platz.
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