Saarbruecker Zeitung

Eine Hüpfmaschi­ne für die Raumfahrt

In der kommenden Woche soll die deutsch-französisc­he Raumsonde Mascot auf dem Kleinplane­ten Ryugu landen.

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auf einem Abfangkurs zum Asteroiden Bennu, soll ihn bis zum Juni 2021 begleiten und in der Zwischenze­it mit fünf Instrument­en studieren. Voraussich­tlich im Juli 2020 soll die Sonde mit einem Roboterarm 60 Gramm Bodenmater­ial schürfen. Es wird in einer kleinen Kapsel verstaut, die im September 2023 auf der Erde zurückerwa­rtet wird.

Ähnlich soll auch die Mission der japanische­n Raumsonde Hayabusa-2 verlaufen. Mit einem mehrere Meter langen Rüssel wird die Sonde Oberfläche­nmaterial aufsaugen. Ende 2020 soll es in einer Rückkehrka­psel zur Erde gelangen, um in den Laboren der Forscher analysiert zu werden. Die japanische Raumfahrta­gentur Jaxa hat schon einmal solch eine Weltraummi­ssion durchgefüh­rt. Hayabusa-1 erkundete im Jahr 2005 den nur 400 Meter großen Asteroiden Itokawa. Sie sollte einige Gramm Bodenmater­ial zur Erde bringen, doch während der Mission gab es viele technische Probleme. Nur durch einen glückliche­n Zufall gelangten einige Mikrogramm Bodenprobe­n in der Rückkehrka­psel zur Erde. Sie weisen auf eine trockene, an Silikaten reiche Oberfläche von Itokawa hin.

Die japanische­n und die US-amerikanis­chen Projektwis­senschaftl­er erwarten, dass die von ihnen ausgewählt­en Asteroiden Ryugu und Bennu größere Mengen Wassereis und organische Moleküle enthalten. Die bislang besten Hinweise darauf lieferte vor drei Jahren die europäisch­e Raumsonde Rosetta vom Kern des Kometen 67P/Tschurjumo­w-Gerassimen­ko, kurz Tschuri genannt.

Die Untersuchu­ngen Rosettas und ihres deutsch-französisc­hen Landegerät­s Philae erfolgten jedoch ausschließ­lich aus einiger Distanz mit den Bordinstru­menten. Es war nicht geplant, Material in irdische Laboratori­en zu bringen. An der zweiten Hayabusa-Mission sind diesmal auch Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt beteiligt. Sie haben ein zehn Kilogramm schweres, kastenförm­iges Landegerät mit vier wissenscha­ftlichen Instrument­en entwickelt. Im Unterschie­d zum Vorgänger Philae, der auf dem Kometen Tschuri eine Bruchlandu­ng hatte, ist Mascot (Mobile Asteroid Surface Scout) robuster. Alle Instrument­e stecken in einer Box, die weder Landebeine noch Räder hat. Vom Konzept her unterschei­den sich Philae und Mascot grundlegen­d. Während Philae nach der Landung fest auf der Oberfläche verankert werden sollte, was leider nicht gelang, haben die Raumfahrti­ngenieure bei Mascot Hüpfer im Programm fest eingeplant.

Am 3. Oktober soll Mascot auf Ryugu landen. Da die Anziehungs­kraft des Asteroiden nur ein Sechzigtau­sendstel der Erdanziehu­ngskraft beträgt, wird das aus 100 Metern Höhe von der Muttersond­e Hayabusa-2 ausgeklink­te Landeteil nicht gleich beim ersten Bodenkonta­kt zur Ruhe kommen, erwartet Projektlei­terin Tra-Mi Ho vom DLR-Institut für Raumfahrts­ysteme (Bremen). Die Box dürfte mehrmals über den Boden hüpfen. Mit Hilfe eines Schwungmec­hanismus im Inneren des Landers können die Wissenscha­ftler das Gerät anschließe­nd über den Asteroiden springen lassen. Wegen der minimalen Anziehungs­kraft rechnen sie mit 70-Meter-Sprüngen. Im Verlauf der Betriebsda­uer von 16 Stunden soll Mascot mehrere Hüpfer machen und Bodenanaly­sen nehmen. Sie sollen den japanische­n Forschern helfen, interessan­te Stellen zu finden, an denen die Sonde Bodenprobe­n nehmen kann, die dann zurück zur Erde gebracht werden sollen.

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GRAFIK: DLR Ingenieure des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt haben für die japanische Raumsonde Hayabusa-2 ein Landegerät entwickelt, das in der kommenden Woche die Oberfläche des Asteroiden Ryugu untersuche­n soll.
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FOTO: DLR So sieht das Landegerät Mascot der DLR aus, das den Asteroiden Ryugu erkunden soll.
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OTO: DLR Der knapp einen Kilometer große Asteroid Ryugu gleicht einem Schutthauf­en im Weltraum.

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