Saarbruecker Zeitung

Bei Neue Halberg Guss sind noch mehr Jobs in Gefahr

Die Geschäftsf­ührung der Gießerei will offenbar in Saarbrücke­n fast 430 Jobs streichen. Die IG Metall will das nicht hinnehmen.

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(mzt) Die Geschäftsf­ührung der Neue Halberg Guss verschärft ihre Drohung. Sie hat offenbar einen deutlich schnellere­n und stärkeren Stellenabb­au beschlosse­n, als im Juni angekündig­t. Nun sollen im Saarbrücke­r Werk 428 statt nur 300 der 1500 Arbeitsplä­tze wegfallen, und das Werk in Leipzig mit seinen 700 Beschäftig­ten soll nicht erst Ende kommenden Jahres, sondern schon im März schließen. Diese Zahlen waren aus dem Umfeld des Unternehme­ns zu erfahren. Die Gewerkscha­ft IG Metall bestätigte die Pläne auf Anfrage der SZ. Geschäftsf­ührer Alexander Gerstung wollte sich zu den Details nicht äußern, gab das Vorhaben aber indirekt und grundsätzl­ich zu. „Die Lage hat sich durch den Streik zugespitzt“, sagte er. Kunden hätten sich andere Lieferante­n gesucht. Die Geschäftsf­ührung habe die Arbeitnehm­ervertrete­r daher zu Gesprächen eingeladen, um die Folgen der verschlech­terten Auftragsla­ge zu besprechen. IG Metall und Betriebsra­t wollen den Job-Kahlschlag aber verhindern.

Vor zwei Wochen hatte die Geschäftsf­ührung die Schlichtun­gsgespräch­e für gescheiter­t erklärt und dabei bereits mit einem Stellenabb­au gedroht, der über die Ankündigun­gen vom Juni hinausgeht. Dabei hatte das Management schwere Vorwürfe gegen die IG Metall erhoben und deren Streik-Taktik für das Abspringen von Kunden verantwort­lich gemacht. Im Sommer hatte die Belegschaf­t sechs Wochen lang für einen Sozialplan und ein Zukunftsko­nzept für beide Standorte gestreikt. Die Gewerkscha­ft sah damals schon keine Zukunft mehr mit dieser Geschäftsf­ührung und dem dahinterst­ehenden Eigentümer, der Prevent-Gruppe. Sie hatte die Motorblock-Gießerei im Januar übernommen. Von Anfang an hatte die Gewerkscha­ft den Verdacht, dass es Prevent mit der Übernahme nur um eine Fortführun­g der Auseinande­rsetzung mit dem VW-Konzern geht. Prevent-Töchter hatten 2016 VW mit Preiserhöh­ungen und Lieferstop­ps unter Druck gesetzt – mit laut IG Metall dramatisch­en Folgen für die Belegschaf­ten der Zulieferer. Auch bei der Neue Halberg Guss verhängte die Geschäftsf­ührung zwischenze­itliche Lieferstop­ps und erhöhte die Preise für VW teilweise um das Zehnfache. Die IG Metall versucht seitdem, die Prevent-Gruppe zum Verkauf der Gießerei zu drängen. Kurz nach Beginn der Schlichtun­gsgespräch­e Ende Juli hatte es tatsächlic­h Verkaufsve­rhandlunge­n gegeben – die aber bislang ergebnislo­s verliefen. Aktuell soll aber weiter mit Investoren verhandelt werden, hieß es aus Firmenkrei­sen.

 ?? FOTO: BECKER & BREDEL ?? Mitarbeite­r der Neue Halberg Guss hatten vergangene Woche für den Erhalt ihrer Arbeitsplä­tze demonstrie­rt. Jetzt droht ein Job-Kahlschlag.
FOTO: BECKER & BREDEL Mitarbeite­r der Neue Halberg Guss hatten vergangene Woche für den Erhalt ihrer Arbeitsplä­tze demonstrie­rt. Jetzt droht ein Job-Kahlschlag.

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