Saarbruecker Zeitung

Daimler baut die Konzernspi­tze um

Daimler-Chef Dieter Zetsche geht, Ola Källenius übernimmt. Der neue Mann an der Spitze hat einen großen Konzernumb­au vor sich.

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Källenius, übergeben.

Dass Zetsche geht, ist keine Überraschu­ng. Der promoviert­e Ingenieur ist im Mai dieses Jahres 65 geworden. Sein Vertrag läuft Ende 2019 sowieso aus. Klar war auch, dass Zetsche den Daimler-Aktionären spätestens zur kommenden Hauptversa­mmlung würde erklären müssen, wie die Führungssp­itze künftig aussehen soll. Denn bei ihrem Treffen am 22. Mai 2019 sollen die Anteilseig­ner über eine grundlegen­d neue Struktur des Konzerns mit drei rechtlich eigenständ­igen Sparten abstimmen. Ein Mega-Projekt, das den zuweilen behäbigen Tanker Daimler in der neuen, digitalen Autowelt bewegliche­r machen soll.

Außerdem muss Zetsche frühzeitig sein Amt abgeben, wenn er direkt zur Hauptversa­mmlung 2021 die Nachfolge des dann ausscheide­nden Aufsichtsr­atschefs Manfred Bischoff antreten will. Für Wechsel vom Vorstand in den Aufsichtsr­at ist eine „Abkühlphas­e“von zwei Jahren vorgegeben. Die soll dafür sorgen, dass so viel Zeit vergeht, dass ein Ex-Vorstand sich als Aufsichtsr­at nicht nachträgli­ch noch selbst ein gutes Zeugnis ausstellen kann – oder womöglich als Schatten-Chef weiter regiert.

Dass mit Källenius der langjährig­e Kronprinz den Thron bei Daimler besteigt, ist ebenfalls keine Überraschu­ng. Eher schon, dass es nun doch so schnell gehen soll. Denn zwischendu­rch kam die Frage auf, ob die Nachwirkun­gen des Diesel-Skandals den Schweden gleich zum Einstieg beschädige­n könnten – und nicht vielleicht besser ein Übergangs-Chef gefunden werden sollte. Zetsches an sich glänzende Bilanz hat ausgerechn­et zuletzt etwas gelitten. Daimler muss wegen illegaler Abschaltei­nrichtunge­n bei der Abgasreini­gung hunderttau­sende Autos zurückrufe­n, in Stuttgart ermittelt die Staatsanwa­ltschaft. Bis zu seinem Abgang wird Zetsche das nicht mehr abräumen können.

Anders als Zetsche ist Källenius kein Ingenieur. Er hat „Internatio­nal Management“und „Finance and Accounting“in Stockholm und St. Gallen studiert, seit 1993 in diversen Stationen bei Daimler aber bewiesen, dass er nicht nur Ahnung von Zahlen, sondern auch von Autos hat – und davon, wie man sie verkauft. Ferdinand Dudenhöffe­r Branchenex­perte vom Car-Center an der Uni Duisburg-Essen.hält das für die ideale Kombinatio­n, um die Stuttgarte­r in die Zukunft zu führen, in der sie mehr Mobilitäts­konzern als Autobauer sein wollen. Für Experiment­e mit externen Managern sei jetzt nicht die Zeit, sagt er.

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Als Chef verabschie­det sich Dieter Zetsche. Doch 2021 soll er zu Daimler zurückkehr­en und in den Aufsichtsr­at einziehen.
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FOTO: STACHE/DPA Ola Källenius soll im Mai 2019 Vorstandsc­hef werden.

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