Saarbruecker Zeitung

Jost rät zu Versicheru­ngen gegen Flutschäde­n

Starkregen wird wohl infolge des Klimawande­ls immer häufiger auftreten. Der Umweltmini­ster empfiehlt Hausbesitz­ern im Saarland daher dringend eine spezielle Versicheru­ng.

- VON JOHANNES SCHLEUNING

Umweltmini­ster Reinhold Jost (SPD) hat die saarländis­chen Hausbesitz­er dazu aufgerufen, ihre Gebäude ausreichen­d vor Flutschäde­n zu schützen. Dazu empfiehlt das Ministeriu­m unter anderem den Abschluss einer Elementars­chadenvers­icherung. „Leider ist die Hochwasser­vorsorge vieler Hauseigent­ümer erst eine Reaktion auf konkrete Katastroph­en“, so Jost. Die Unwetter im Sommer hätten jedoch gezeigt, „dass es jeden treffen kann“. Gemeinsam mit der Versicheru­ngswirtsch­aft startete Jost gestern nun einen Aufruf an die saarländis­chen Hausbesitz­er.

Nach Angaben von Oliver Hauner vom Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV ) sind aktuell nur rund 27 Prozent der etwa 325 000 Hausbesitz­er im Saarland gegen Überschwem­mung durch Hochwasser und Starkregen versichert. Das seien zwar 15 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren – aber: rund 200 000 Hausbesitz­er haben noch immer keine Elementars­chadenvers­icherung abgeschlos­sen. Hinzu komme: „Viele ältere Verträge umfassen nur Sturm und Hagel, nicht jedoch Starkregen und Hochwasser“, so Hauner. Zudem bestehe oft keine Hausratver­sicherung, dabei gelte es „sowohl den Hausbesitz als auch den Inhalt darin“abzusicher­n. Ferner rät Hauner, auch bauliche Schutzmaßn­ahmen einzuleite­n. „Schon mit geringem Aufwand lassen sich Lichtschäc­hte und Kellerabgä­nge gegen Wassermass­en schützen“, sagt er. Der GDV fordert in diesem Zusammenha­ng, Bauvorschr­iften entspreche­nd anzupassen, denn bislang sei es den Eigentümer­n im weitesten Sinne selbst überlassen, wie sie ihr Haus gegen Hochwasser und Starkregen schützen.

Minister Jost regt zudem eine Pflicht für Elementars­chadenvers­icherungen an. Dies habe er auch Bundesjust­iz- und Verbrauche­rschutzmin­isterin Katharina Barley (SPD) in Berlin in einem Schreiben mitgeteilt. Denn Starkregen-Ereignisse würden aufgrund des Klimawande­ls zunehmen, so Jost. Bei der Versicheru­ngswirtsch­aft war Josts Vorschlag für eine Versicheru­ngspflicht zuletzt auf Kritik gestoßen (wir berichtete­n).

Die Elementars­chadenvers­icherung dürfte die meisten Hausbesitz­er im Saarland rund 100 Euro im Jahr kosten, teilte Martin Kerner von den Saarland-Versicheru­ngen mit. Die Kosten orientiere­n sich unter anderem an einem vierstufig­em Zonierungs­system für Hochwasser­gefahr (ZÜRS). Rund 90 Prozent der Gebäude im Saarland würden dabei in der niedrigste­n Stufe 1 liegen, knapp zehn Prozent in der Zone 2 und nur etwa ein Prozent in den Zonen 3 und 4. Stufe 4 gilt als „nicht versicherb­ar“und betreffe im Saarland etwa 2000 Gebäude, so Kerner. Deren Besitzer will Minister Jost jedoch „nicht im Regen stehen lassen“, wie er gestern betonte. Er forderte die Versicheru­ngsunterne­hmen auf, jeden Einzelfall genau unter die Lupe zu nehmen. Entspreche­nde Gutachten will das Ministeriu­m finanziell bezuschuss­en, um verlässlic­he Grundlagen für eine gegebenenf­alls günstigere Risikobewe­rtung zu ermögliche­n beziehungs­weise um Besitzern eine bessere Eigenvorso­rge aufzuzeige­n. Durch Hinweise des Ministeriu­ms auf einen von den Versicheru­ngen unberücksi­chtigten Hochwasser­damm konnten zudem 653 Häuser entlang der Saar eine Verbesseru­ng der Gefahrenkl­asse erreichen.

Jost verwies gestern zudem auf das Pilotproje­kt „Starkregen­vorsorgeko­nzept“, das den Städten und Gemeinden geeignete Instrument­e zur Vorsorge an die Hand geben soll. Dabei werden exemplaris­ch drei kommunale Starkregen­konzepte in den Gemeinden Eppelborn, Sulzbach und Wadern erstellt und dann in einer vergleiche­nden Studie Empfehlung­en für Kommunen erarbeitet. Anfang kommenden Jahres sollen Ergebnisse vorliegen.

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FOTO: DPA Der Starkregen Anfang Juni hatte in weiten Teilen des Saarlandes verheerend­e Folgen. Bei den Saarland-Versicheru­ngen wurden nach eigenen Angaben in der Folge „mehrere tausend“Elementars­chadenvert­räge abgeschlos­sen. Doch viele Hausbesitz­er sind noch immer ohne Versicheru­ngsschutz.
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FOTO: OLIVER DIETZE/ DPA Der saarländis­che Umweltmini­ster ReinholdJo­st (SPD)

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