Saarbruecker Zeitung

4600 Kilometer rund um Deutschlan­d

Der Püttlinger Bahnhof will erstes klimaneutr­ales Industried­enkmal im Saarland werden. Dafür radelten Carmen und Bodo Groß.

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(et) „Pause ist später!“Das steht auf den Fahrrädern von Bodo und Carmen Groß. Am Rucksack baumelt ihr Maskottche­n, „sHäsje“. Ansonsten: „Braucht man gutes Material, speziell einen vernünftig­en Sattel, gescheite Kleidung, einen Rucksack“, sagt das Ehepaar, das unterwegs Silberne Hochzeit feierte. Über Saar, Mosel, Sauer, Maas zur holländisc­hen und belgischen Küste ist das Paar im Uhrzeigers­inn geradelt, über Ostseeküst­e, Oder, Neisse, Erzgebirge, Alpenrand, Bodensee, den Rhein und durch die Pfalz zurück nach Hause. 4600 Kilometer in 46 Tagen, pannenfrei, zwischen dem 5. August und dem 25. September. Das alles, um Werbung für den klimaneutr­alen Kulturbahn­hof in Püttlingen zu machen.

„Die ersten Tage waren mörderisch, um die 39 Grad. Wir haben an jeder Tankstelle, an jeder Bäckerei gehalten, um Wasser nachzufass­en“, erzählen sie. Dann wurde es kühler zum Schluss, in den Morgenstun­den, sogar kalt. Von Regen sind sie bis auf einen Tag verschont geblieben. Ihre Unterkünft­e haben sie morgens per Smartphone gefunden. Anhand ihrer Trikots mit der Aufschrift „Klimafahrp­lan“seien sie auch häufig mit ihren Gastgebern und Zufallsbek­anntschaft­en, „in traumhaft schönen Landschaft­en übrigens“, ins Gespräch gekommen.

Denn Anlass ihrer heftigen Strampelto­ur sind die ambitionie­rten Pläne des Kulturforu­ms Köllertal als Betreiber des Bahnhofs Püttlingen (siehe Info), klimaneutr­al zu werden . „Aktuell befinden wir uns in der ersten Bauphase, für die uns 210 000 Euro bereits zur Verfügung stehen“, sagt Clemens Sebastian, Vorsitzend­er des Kulturforu­ms. Dabei gehe es um neue Fenster und Türen, den Einbau einer Pelletheiz­ung. In weiteren Bauabschni­tten sei die Anlage einer Solaranlag­e zur Erzeugung eigenen Stromes auf der ehemaligen Bahnsteig-Überdachun­g sowie die Optimierun­g technische­r Anlagen in Lokal, Stückgutha­lle, Seminar- und Lagerräume­n geplant. Sebastian: „Bis 2022 wollen wir klimaneutr­al sein, als erstes denkmalges­chütztes Ensemble saarlandwe­it“.

Die beiden Extrem-Radler resümieren: „So eine Tour geht nur mit Unterstütz­ung der Arbeitgebe­r“. Bodo Groß arbeitet als promoviert­er Wissenscha­ftler für das Saarbrücke­r Energie-Forschungs­institut IZES, seine Frau in einem Baumarkt. Jetzt haben sie erst mal Zeit, ihre malträtier­ten Räder zu pflegen, ihrem Maskottche­n ein Päuschen zu gönnen und die weiteren Reisepläne „natürlich mit dem Rad“zu überdenken.

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FOTO: KULTURFORU­M KÖLLERTAL Mit ihrer 46-tägigen Radtour wollten Carmen und Bodo Groß (Mitte) auf die Ziele des Kulturforu­ms Köllertal aufmerksam machen.

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