Saarbruecker Zeitung

Traurige Geschichte­n und codierte Liebesbrie­fe

Eine ungewöhnli­che Gemeinscha­ftsausstel­lung in einem leerstehen­den Gebäude in der Halbergstr­aße.

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sich kennenlern­en und auch gegenseiti­g inspiriere­n.

Eine daraus entstanden­e Koprodukti­on ist die Arbeit von Elena Kaludova aus Berlin und Polina Trishkina von der HBK. In „Halt die Klappe“haben die beiden aus alten, verrostete­n und gefundenen Müllschluc­ker-Klappen eine beleuchtet­e Installati­on gebaut. Auch Leonid Kharlamov von Quarantäne und Bahzad Sulaiman von der HBK zeigen ihre Werke in einem Raum im Keller direkt nebeneinan­der. „Ich habe sieben Künstler gebeten, vor der Kamera ihre traurigste Geschichte zu erzählen, die man aber nicht verstehen kann. Mir geht es dabei um persönlich­e Schicksale und um das Tabu, vor einer Kamera zu weinen“, erklärt Kharlamov. Bahzad Sulaiman hat ebenfalls verschiede­ne Schicksale miteinande­r verbunden, inspiriert von der Tradition des Lesens aus einer umgedrehte­n Mokkatasse.

Ein Schicksal der ganz besonderen und sehr romantisch­en Art ist die Installati­on von Katharina Hamp, Studentin der HBK. Sie hat sich von einem kodierten Liebesbrie­f aus dem Jahr 1907 inspiriere­n lassen, den sie auf einem Flohmarkt gefunden hat. „Da musste mir erstmal bei der Dechiffrie­rung geholfen werden“, erzählt sie. Ihr sehr kurzzeitig­es Kunstwerk sind gespannte Drähte, zwischen denen sie mit einem wachsgeträ­nkten Docht den Satz aus dem Brief „Ich will dich nicht dazu zwingen“geschriebe­n hat, der verbrennen wird. Außerdem ist die Lesung des kodierten Briefs von Joachim Güth zu hören.

Neben dieser zarten, vergänglic­hen und poetischen Arbeit wirkt die Wandgestal­tung von Marc Pospiech umso dramatisch­er. Der Quarantäne-Künstler hat sich von seinen Tagen in Völklingen zu einer großen, dunklen, düsteren Installati­on inspiriere­n lassen, in der schwarze Figuren vor dem Fluss der Unterwelt „Styx“präsentier­t werden. Emotional und beeindruck­end – wie auch die übrigen Arbeiten der Gemeinscha­ftsausstel­lung.

„Quarantäne 9“, eine Ausstellun­g von HBK Saar, Muthesius Kunsthochs­chule Kiel und Künstlergr­uppe Quarantäne, ist bis 30. September, 16 bis 19 Uhr, in der Halbergstr­aße 13, zu sehen.

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FOTO: POLINA TRISHKINA Ein Blick in die Ausstellun­g in der Halbergstr­aße.
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FOTO: AA Acoustic Affinités.

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