Saarbruecker Zeitung

Fäkalien verschmutz­en Strände auf Mallorca

Ein Umweltskan­dal sorgt auf der Ferieninse­l für großen Unmut. Verseuchte­s Meerwasser ekelt Anwohner und Urlauber. Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht.

- VON RALPH SCHULZE

Ein Umweltskan­dal auf der Ferieninse­l Mallorca sorgt für großen Unmut. Weil eine Kläranlage veraltet und überlastet ist, fließt immer wieder mit Fäkalien verunreini­gtes Wasser ins Mittelmeer und verschmutz­t einige Strände.

Saubere Strände, transparen­tes Wasser – so wird die Ferieninse­l Mallorca in den Reiseprosp­ekten vermarktet. Doch der Schein trügt zuweilen, wenigstens an manchen Stränden der Inselhaupt­stadt Palma. Weil die städtische Kläranlage veraltet und überlastet ist, fließt immer wieder mit Fäkalien und Toilettenp­apier verunreini­gtes Wasser ins Meer. Vor allem nach Regenfälle­n läuft die Kläranlage buchstäbli­ch über. Das ist nicht nur eine unappetitl­iche Angelegenh­eit, sondern auch ein handfester Skandal, für den sich die politische­n Parteien in Palma derzeit gegenseiti­g die Schuld in die Schuhe schieben.

Erst vor wenigen Tagen mussten wieder mehrere Stadtsträn­de gesperrt werden, weil das Badewasser durch die Abwasserei­nleitungen zu stark verseucht war. Rote Flaggen signalisie­rten Besuchern an den Stränden C’an Pere Antoni und Ciutat Jardí, dass Gefahr drohte. Wobei den Touristen nicht mitgeteilt wurde, warum sie nicht ins Wasser gehen durften. Wer mehr wissen wollte, musste sich also selbst kundig machen – etwa in der Inselpress­e.

Das deutschspr­achige „Mallorca Magazin“informiert­e ausführlic­h über den Umweltskan­dal und befragte zugleich in seiner Online-Ausgabe die Leser: „Immer wieder fließt aus Kläranlage­n unzureiche­nd gereinigte­s Abwasser in die See. Baden Sie noch gerne im Meer vor Mallorca?“Für viele der Befragten ist das Badevergnü­gen wegen der Fäkal-Affäre offenbar getrübt. Rund 60 Prozent der Umfrage-Teilnehmer stimmten folgender Aussage zu: „Ein wenig ekelt mich das Meerwasser mittlerwei­le schon an.“

Auch vielen Anwohnern der Palma-Stadtviert­el Coll d’en Rabassa und Molinar, vor deren Haustüren die Abwässer ins Meer gelangen, stinkt es buchstäbli­ch. Sie hängten an ihrer Strandprom­enade Protestpla­kate auf: „SOS – keine Einleitung­en mehr. Wir wollen sauberes Wasser.“

Eine Bürgerplat­tform warf Palmas Stadtverwa­ltung vor, „die Gesundheit der Menschen zu gefährden“. Das Problem der alten Kläranlage mit dem Namen EDAR II, die zwischen Palmas City und dem Flughafen liegt, sei seit Jahren bekannt – doch nichts sei geschehen, klagt die Bürgerinit­iative. Die Touristenh­ochburg S’Arenal mit der berühmten Playa de Palma liegt nur ein paar Kilometer östlich der Abwasserei­nleitungen.

Eine neue Kläranlage

ist zwar geplant, soll aber erst in fünf Jahren fertig sein.

Palmas Fäkalien-Fiasko hat auch damit zu tun, dass die Kläranlage schon mehr als 40 Jahre alt ist. Sie sei zu Zeiten gebaut worden, als sehr viel weniger Touristen nach Mallorca kamen, erklärten die örtlichen Behörden. Zudem komme in Palmas Kläranlage auch das Regenwasse­r aus der Straßenkan­alisation an. Was dazu führe, dass nach jedem größeren Regenfall die Klärbecken überlaufen und die Schleusen Richtung Meer aufgemacht werden müssten. Mit dem bekannten Ergebnis, dass dann alles, was durch Palmas Toiletten rauscht, ungefilter­t im Meer landet.

Die Empörung darüber ist so groß, dass Palmas Bürgermeis­ter Antoni Noguera von der linken Insel-Ökopartei MÉS dieser Tage in einem offenen Brief an Bewohner und Touristen Stellung bezog: „Wir sind uns des Ärgernisse­s bewusst.“Er versprach Abhilfe und warf der früheren konservati­ven Stadtregie­rung vor, geschlafen zu haben. Nun werde man mit dem Bau eines neuen Rückhalteb­eckens die Kapazität der alten Kläranlage vergrößern – dies könne aber zwei Jahre dauern. Zudem sei eine neue Kläranlage geplant, die aber erst in fünf Jahren fertig sei.

Eine schnelle Lösung ist also nicht in Sicht, so dass es wohl auch in den nächsten Jahren noch öfter Fäkalien-Alarm in der Bucht von Palma geben wird. Das „Mallorca Magazin“bereitete seine Leser bereits auf weitere Hiobsbotsc­haften vor und titelte: „Fäkal-Wasser fließt noch fünf Jahre ins Meer.“

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FOTO: CLARA MARGAIS/DPA Das Schwimmen im Meer vor Palma ist derzeit kein Vergnügen. Weil eine Kläranlage veraltet und überlastet ist, fließt immer wieder mit Fäkalien und Toilettenp­apier verunreini­gtes Wasser ins Mittelmeer.

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