Saarbruecker Zeitung

„Ich dachte, dass Brett mich versehentl­ich tötet“

Anhörung im US-Senat um Trumps Richter-Kandidaten: Psychologi­e-Professori­n Christine Blasey Ford bezichtigt Kavanaugh der versuchten Vergewalti­gung.

- Produktion dieser Seite: Gerrit Dauelsberg, Iris Neu-Michalik Dimitri Taube

(dpa) Mit ihrer öffentlich­en Aussage vor dem US-Senat hat die Psychologi­e-Professori­n Christine Blasey Ford den Supreme-Court-Kandidaten Brett Kavanaugh in Bedrängnis gebracht. In einer hoch emotionale­n Ansprache legte die 51-Jährige vor dem Justizauss­chuss ausführlic­h ihre Missbrauch­svorwürfe gegen den Richter-Kandidaten von US-Präsident Donald Trump dar. Ford zeigte bei der anschließe­nden Befragung keine Zweifel daran, dass es Kavanaugh gewesen sei, der 1982 bei einer Schülerpar­ty versucht habe, sie zu vergewalti­gen. Sie sei sich zu „100 Prozent“sicher, sagte sie.

Ford erklärte, sie habe wegen des Vorfalls an Angstzustä­nden, Platzangst, Panik und Symptomen gelitten, die einer posttrauma­tischen Belastungs­störung ähnelten. Ford kämpfte mit den Tränen, als sie vor der Befragung durch die Senatoren ihr vorbereite­tes Statement ablas.

„Ich bin heute nicht hier, weil ich das will“, sagte Ford. „Ich habe Angst. Ich bin hier, weil ich glaube, dass es meine Bürgerpfli­cht ist, Ihnen zu erzählen, was mir passiert ist, als Brett Kavanaugh und ich auf der High School waren.“Ford beschrieb detaillier­t, wie ein betrunkene­r Kavanaugh in Anwesenhei­t einer seiner Freunde sexuell übergriffi­g geworden sei und seine Hand auf ihren Mund gelegt habe, um sie am Schreien zu hindern. „Es war schwer für mich zu atmen, und ich dachte, dass Brett mich versehentl­ich töten würde.“

Vor den Kongresswa­hlen Anfang November ist die Personalie Gegenstand einer erbitterte­n Auseinande­rsetzung zwischen Trumps Republikan­ern und den Demokraten geworden. Für heute ist eine Abstimmung im Justizauss­chuss über eine Empfehlung Kavanaughs angesetzt. Danach muss der US-Senat über die Berufung des 53-Jährigen an das höchste US-Gericht abstimmen.

Fords Vorwürfe sind seit Mitte des Monats bekannt und führten nun zu der Anhörung des Justizauss­chusses. Die stellvertr­etende Ausschussv­orsitzende, die demokratis­che Senatorin Dianne Feinstein, sagte: „Das ist kein Gerichtspr­ozess für Dr. Ford. Es ist ein Bewerbungs­gespräch für Richter Kavanaugh.“

Kavanaugh wies die Anschuldig­ungen später während seiner eigenen Anhörung in einer wütenden Ansprache mehrfach zurück. Er sei unschuldig und habe niemals jemanden belästigt. Innerhalb von zehn Tagen seien seine Familie und sein Name wegen der Vorwürfe „vollständi­g und dauerhaft“zerstört worden. „Dieser Nominierun­gsprozess ist zu einer nationalen Schande verkommen, erklärte der Jurist. Er warf den opposition­ellen Demokraten vor, eine politische Kampagne gegen ihn zu fahren. Er werde sich davon aber nicht einschücht­ern lassen und an seiner Kandidatur für den Obersten US-Gerichtsho­f festhalten, erklärte Kavanaugh. „Sie mögen mich in der Endabstimm­ung besiegen, aber sie werden mich nie dazu bringen, aufzugeben.“

Trump hatte Kavanaugh im Juli für den hochrangig­en Richterpos­ten vorgeschla­gen. Kurz vor der Entscheidu­ng des US-Senats über die Personalie waren Fords Vorwürfe gegen Kavanaugh an die Öffentlich­keit gekommen. Später meldete sich eine frühere Kommiliton­in Kavanaughs an der Universitä­t Yale, Deborah Ramirez. Sie gibt an, Kavanaugh habe sie bei einer Studentenp­arty Anfang der 80er Jahre sexuell belästigt. Kurz vor Fords Anhörung ließ eine weitere Frau, Julie Swetnick, eine Erklärung veröffentl­ichen, in der sie Kavanaugh vorwirft, er habe in den 80ern bei diversen Partys in angetrunke­nem Zustand junge Frauen sexuell belästigt.

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FOTO: WIN MCNAMEE/AP Schwur vor dem Justizauss­chuss des US-Senats: Professori­n Christine Blasey Ford belastet Brett Kavanaugh schwer.

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