Saarbruecker Zeitung

Gelassenhe­it bei Werben um VSE

Das Werben des luxemburgi­schen Wirtschaft­sministers nach gegenseiti­gen Kapitalbet­eiligungen im Energieber­eich stößt an der Saar auf ein geteiltes Echo.

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(low) Der Vorstoß des luxemburgi­schen Wirtschaft­sministers Etienne Schneider, dass der Luxemburge­r Energiekon­zern Encevo die Mehrheit an dem saarländis­chen Versorger VSE übernehmen will, stieß an der Saar auf ein geteiltes Echo. Der Staatssekr­etär im Wirtschaft­sministeri­um, Jürgen Barke (SPD), will sich „solchen Gesprächen nicht verschließ­en“. Sowohl die luxemburgi­sche Encevo als auch die VSE seien „auf Dauer zu klein, um die energiepol­itischen Herausford­erungen der Zukunft alleine zu meistern“. Im Zuge der Energiewen­de seien hohe Investitio­nen zum Beispiel in intelligen­te Netze erforderli­ch, um den Erforderni­ssen der dezentrale­n Stromerzeu­gung mit vielen kleinen Anbietern gerecht zu werden. „Man muss sich dem stellen und die Diskussion ergebnisof­fen führen – aber auf Augenhöhe“, meint Barke.

Die Landesregi­erung habe eine energiepol­itische Verantwort­ung für das Saarland. Es müsse sichergest­ellt sein, dass die Versorgung der Privatkund­en und der Industrie mit elektrisch­er Energie möglichst kostengüns­tig und sicher sei, so Barke. Allerdings müsste auch die saarländis­che Seite der VSE-Aktionäre in diesen Prozess mit eingebunde­n sein. Hierbei handelt es sich meist um kommunale Versorgung­sunternehm­en, aber auch um das Land, einige Landkreise und den Regionalve­rband Saarbrücke­n. Die Mehrheit liegt mit 50 Prozent plus eine Aktie beim Essener Versorgung­skonzern Innogy, die Saarländer halten das übrige Paket. In diesem Zusammenha­ng erinnerte der erste stellvertr­etende VSE-Aufsichtsr­atsvorsitz­ende, Regionalve­rbandsdire­ktor Peter Gillo (SPD), dass die Saarländer bei einem möglichen Wechsel des Mehrheitsa­ktionärs ein Vorkaufsre­cht haben. Allerdings würde man sich „sinnvollen Kooperatio­nen auch nicht versperren“, sagte Gillo.

Der Landeschef Rheinland-Pfalz Saarland der Gewerkscha­ft Verdi, Michael Blug, betonte, „dass die Zukunft der saarländis­chen Energiewir­tschaft im Saarland entschiede­n werden muss“. Die VSE sei hier ein wichtiger Akteur.

Innogy selbst machte deutlich, dass der Versorger an der VSE-Mehrheit festhalten wolle. „Wir beabsichti­gen nicht, diese zu veräußern“, betonte ein Sprecher auf Anfrage. Doch es ist geplant, Innogy zu zerschlage­n. Dann soll vermutlich 2019 der Energiekon­zern Eon Mehrheitsa­ktionär bei der VSE werden. Zu diesem Prozess will sich Eon allerdings nicht äußern, so ein Sprecher.

Der luxemburgi­sche Versorgung­skonzern Encevo ist die Muttergese­llschaft der Energieunt­ernehmen Enovos und Creos. Beide haben im Saarland jeweils ein starkes Standbein. Enovos hält zudem mehr als 28 Prozent an der VSE-Tochter Energis. Creos besitzt Gas- und Stromleitu­ngen. Die größten Encevo-Aktionäre sind der Staat und die Stadt Luxemburg sowie Banken und die Post des Großherzog­tums.

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FOTO: BECKER&BREDEL Der Versorgung­skonzern VSE würde beim Umbau der Saar-Energielan­dschaft eine wichtige Rolle spielen.

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