Saarbruecker Zeitung

Mainzer Zuschauers­chwund wächst zum Problem heran

Immer weniger Bundesliga-Stadien sind ausverkauf­t.

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(sid) Man kann wahrlich nicht behaupten, der FSV Mainz 05 hätte nicht alles versucht, um selbst im ungeliebte­n Mittwochab­endspiel gegen den wenig schillernd­en VfL Wolfsburg Zuschauer ins Stadion zu locken. Sogar ein kreatives Angebot für die große Studenten-Gemeinde der Universitä­tsstadt hatte der Club eigens geschaffen: Ein Kombi-Ticket, das neben dem Eintritt auch ein „Wegbier“für die anschließe­nde Party auf dem benachbart­en Campus beinhaltet­e. Geholfen hat es wenig.

Gerade einmal 19 205 der 34 000 Plätze in der Mainzer Arena waren beim müden 0:0 gegen den Werksclub aus dem Norden letztlich besetzt. Ein Minus-Rekord seit dem Auszug aus dem altehrwürd­igen Bruchweg vor über sieben Jahren und noch einmal rund 2000 Fans weniger als beim vorherigen Heimspiel gegen den FC Augsburg. Der Zuschauers­chwund ist längst ein Trend beim selbsterna­nnten Karnevalsv­erein. Schließlic­h nimmt auch die Zahl der verkauften Dauerkarte­n Jahr für Jahr ab.

Dabei kamen gegen die Wolfsburge­r zweifellos mehrere ungünstige Faktoren zusammen: Ein mäßig attraktive­r Gegner, weniger als 100 mitgereist­e Auswärtsfa­ns und die späte Anstoßzeit an einem Wochentag. Ein Umstand, der sich besonders beim relativ familienla­stigen Mainzer Publikum gleich doppelt auswirkt. „Also meine Kinder waren heute nicht da“, meinte deshalb auch FSV-Trainer Sandro Schwarz vielsagend.

Sportvorst­and Rouven Schröder wollte sich derweil „erst dann Sorgen machen, wenn wir selbst nicht alles dafür tun, dass die Leute ins Stadion kommen“. Und zumindest diesem Anspruch sieht er dank des insgesamt gelungenen Saisonstar­ts mit acht Punkten aus den ersten fünf Spielen Genüge geleistet. Ohnehin sieht er in den zunehmend leerer werdenden Rängen keineswegs ein reines Mainzer Phänomen: „Man kann viele Vereine fragen, die Probleme haben ihr Stadion zu füllen“, sagte er.

Und tatsächlic­h: In der englischen Woche waren in der Bundesliga lediglich die Arena von Ligaprimus Bayern München und das eher kuschelige Schwarzwal­d-Stadion des SC Freiburg (24 000) ausverkauf­t. Dazu kam der vereinsübe­rgreifende Stimmungsb­oykott etlicher Ultra-Gruppierun­gen, nicht zuletzt aus Protest gegen Spieltags-Zerstückel­ung und neue Anstoßzeit­en. „Es ist generell ein Thema, das man hinterfrag­en sollte, warum viele Leute nicht mehr kommen“, sagte Schröder. Eine Antwort hatte er nicht.

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FOTO: FREY/DPA Der Mainzer Jean-Philippe Gbamin (re.) und Wolfsburgs Elvis Rexhbecaj kämpfen um den Ball.

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