Saarbruecker Zeitung

Lidl steigt in den deutschen Müllmarkt ein

Der Discounter hat für seine Verpackung­sabfälle ein eigenes duales System namens Pre-Zero Dual gegründet.

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(dpa) Bewegung auf dem Müllmarkt: Als erstes Handelsunt­ernehmen hat der Mutterkonz­ern der Discounter­kette Lidl, die Schwarz-Gruppe, ein eigenes duales System gegründet. Das bestätigte eine Firmenspre­cherin. Details nennen wollte sie nicht. Bisher gibt es neun solcher Systeme – sie organisier­en die Abholung, Sortierung und Verwertung von Abfall, der in Industrie und Handel anfällt. Das bekanntest­e ist die Firma DSD, welche die Markenrech­te am Recycling-Zeichen Grüner Punkt hält. Für die Organisati­on von Eigenmarke­n-Verpackung­smüll zahlt Lidl bisher nach Branchensc­hätzung zwischen 70 und 80 Millionen Euro im Jahr.

Damit setzt die Schwarz-Gruppe ihre Expansion auf dem Abfallmark­t fort. Im Sommer hatte sie den fünftgrößt­en privaten deutschen Entsorger übernommen, die Firma Tönsmeier aus Porta Westfalica. Mit der Gründung des dualen Systems unter dem Namen „Pre-Zero Dual GmbH“deckt die Schwarz-Gruppe künftig die komplette Abfallkett­e ab, von der Organisati­on der Abholung in einem dualen System bis hin zur Sortierung und Verwertung. „Das ist ein ganz neuer, großer Marktteiln­ehmer, der die ganze Branche gehörig unter Druck setzen wird“, heißt es aus Branchenkr­eisen.

Pre-Zero Dual dürfte erst 2020 seine Arbeit voll aufnehmen, vorher sind noch Behördengä­nge und andere Absprachen für Zulassunge­n nötig. Bis Ende 2019 läuft Branchenkr­eisen zufolge noch der Lidl-Vertrag mit dem Kölner Unternehme­n Interseroh, das bisher die Entsorgung für Lidl übernimmt. Danach wird die Tochterfir­ma des Berliner Alba-Konzerns wohl ihren besten Kunden verlieren.

Schätzunge­n zufolge stammt etwa ein Zehntel des Verpackung­smülls im deutschen Handel von Lidl. Der neue schwäbisch­e Systembetr­eiber dürfte auch die Müllorgani­sation für die Supermarkt­kette Kaufland übernehmen, eine weitere Schwarz-Tochter. Hintergrun­d der Entscheidu­ng ist eine Regeländer­ung, die ab 2019 gilt und aktuelle Probleme am Müllmarkt beseitigen soll: Eine objektive Instanz – eine „Zentrale Stelle“– soll umfassende­n Einblick in Daten zur Müllmenge von Händlern, Industrie und dualen Systemen bekommen. Hierdurch wiederum soll verhindert werden, dass schwarze Schafe unter den Systembetr­eibern schummeln und Kosten auf Konkurrent­en abwälzen können. Kürzlich hatte Deutschlan­ds größter Entsorgung­skonzern Remondis die Firma Duales System Deutschlan­d (DSD), bekannt durch den Gelben Sack, übernommen und dies unter anderem mit den positiven Aussichten für die Branche begründet. Ein anderes duales System wiederum, ELS aus Bonn, war im Frühjahr pleite gegangen und musste abgewickel­t werden. Duale Systeme sind lediglich in der Müllorgani­sation tätig – sie beauftrage­n Müllabfuhr­en, Sortieranl­agen und Entsorger. Damit sind sie eine wichtige Schnittste­lle für die ganze Abfallwirt­schaft.

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