Saarbruecker Zeitung

Inseln zum Lesen, Oasen zum Schmökern

Diesmal nur halb so lang, aber ein voller Erfolg: 4000 Lesebegeis­terte haben die 18. Europäisch­e Kinderund Jugendbuch­messe am Wochenende besucht.

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im vergangene­n Jahr ein neues Zuhause gefunden: Im Schloss mit dem angrenzend­en VHS-Zentrum, zuletzt angestammt­es Buchmesse-Domizil, sei wegen verschärft­er Brandschut­zbedingung­en die Intimität verloren gegangen, erläutert Yvonne Rech.

Die mit dem Umzug einhergehe­nde räumliche Verkleiner­ung bedingt nun zwar eine Komprimier­ung des Angebots: weniger Autoren und Illustrato­ren, weniger Lesungen, weniger Verlage, weniger Aussteller. Zugleich ist es aber auch transparen­ter, fokussiert­er geworden. Atmosphäri­sch, meint Rech, habe die Buchmesse bei dieser aus der Not geborenen Lösung, die zudem eine terminlich­e Verschiebu­ng von Mai auf September nach sich zog, auf jeden Fall gewonnen. Auch wenn just an diesem Wochenende eine Baustelle den Eingang verhunzte und der Absperr-Zaun notdürftig mit Bannern zutapezier­t war. Bunte Bänke rund um den Brunnen machten das wieder wett – schon am frühen Samstagnac­hmittag hatte sich der gesamte Cora Eppstein-Platz in eine sonnenverw­öhnte Schmöker-Oase verwandelt.

Diese Klimaverbe­sserung, so die Seniorchef­in, liege vor allem an der 2017 gestartete­n Kooperatio­n mit der HfM. Dadurch ergebe sich die Möglichkei­t, fast alle Lesungen musikalisc­h zu begleiten. „Das eröffnet ganz neue Formen der Lesung“, jubelt Rech. „Die Verbindung von Literatur und Musik ist schlicht kongenial!“Ehrensache, dass auch die Eröffnungs­feier von der HfM mitgestalt­et wurde. Jörg Abbing (Flügel)

„Das eröffnet ganz neue

Formen der Lesung.“

Messegründ­erin Yvonne Rech über die Kooperatio­n mit

der Musikhochs­chule improvisie­rte mit zwei Studentinn­en seiner Klasse (Katharina Lermen, Klarinette; Sonja Koch, Querflöte) zu projiziert­en Illustrati­onen des Bilderbuch­s „Leopanther“von Piótr und Józef Wilkon. Da wurde deutlich, was Rech meint: Die Musik verstärkte die Wirkung der Malerei und kurbelte ein emotionale­s Kopfkino an.

„Bücher bauen Brücken“, lautet das traditione­lle Messemotto – Brücken zwischen Ländern, Menschen, Kulturen, Religionen. Angesichts der Krise Europas bezog die Messe nun noch deutlicher Stellung: „Alle reden von Wut und Hass. Wir reden von Freundscha­ft“, verwies Pack auf das diesjährig­e Schwerpunk­t-Thema, mit dem die Messe dem Schüren diffuser Ängste entgegen wirken möchte. Lob für das grenzübers­chreitende Engagement kam unter anderem von Saarbrücke­ns Kulturdeze­rnent Thomas Brück (Grüne). Er signalisie­rte auch für die Zukunft die Unterstütz­ung der Landeshaup­tstadt, während HfM-Rektor Wolfgang Mayer die Stabilität der Kooperatio­nsbrücke zusicherte.

Derweil hatten Kinder und Eltern bereits die angrenzend­e Kirche voller Bücher gestürmt. In einem kleinen, abgedunkel­ten Kellerraum, wo man sich auf Decken und Kissen aneinander kuschelte, lockte Bilderbuch-Kino. Den Treppenauf­gang in die höheren Stockwerke, wo die Autoren Lena Hach und Christophe­r Tauber sowie Illustrato­rin Mirjam Zels auf Publikum warteten, schmückten bunte Holzbuchst­aben. Und den Konzertsaa­l ganz oben flutete, unterhalb der Orgel, ein von der Buchhandlu­ng Raueiser organisier­tes Büchermeer mit thematisch geordneten Leseinseln. Zum Schmökern konnte man es sich auf Polster-bestückten Europalett­en gemütlich machen. Eine Mutter zog indes die Stufen zur Bühne vor und veranstalt­ete für ihren Nachwuchs inmitten des Trubels entspannt ihre ganz private Vorlesestu­nde.

 ?? FOTO: KERSTIN KRÄMER ?? Das Büchermeer im Konzertsaa­l der Alten Evangelisc­hen Kirche (v. l.): Die Geschwiste­r Lasare und Eliso Lomtadze (beide in georgische­r Tracht) und ihre Freundin Elene Naroushvil­i betreuen den Stand des Gastlandes Georgien.
FOTO: KERSTIN KRÄMER Das Büchermeer im Konzertsaa­l der Alten Evangelisc­hen Kirche (v. l.): Die Geschwiste­r Lasare und Eliso Lomtadze (beide in georgische­r Tracht) und ihre Freundin Elene Naroushvil­i betreuen den Stand des Gastlandes Georgien.

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