Saarbruecker Zeitung

Worte in Richtung Tischkante

Schriftste­ller Clemens Meyer las – aber nicht nur – im Saarländis­chen Künstlerha­us.

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aufgesetzt­em Humor bemühte sich Nießen, eher Frontmann als Sidekick, krampfhaft um die Auflockeru­ng der Atmosphäre.

Mag sein, dass sich Meyer, der etwas nuschelnd seine Worte eher in die Tischplatt­e sprach, vor Publikum unwohl fühlt. Als Zuschauer nahm man das Gespann wie hinter einer Glasscheib­e wahr, so als betrachte man eines jener Youtube-Filmchen, in denen ein Duo im Fonds eines Autos – wesentlich entspannte­r – miteinande­r plaudert. Sicher, man erfuhr auch einiges, was noch nicht bei Wikipedia steht. Etwa dass Meyer, der auch Drehbücher schreibt, die Vorlage für einen „Tatort“mit Ulrich Tukur verfasst hat, der gerade abgedreht ist, und zurzeit seinen Roman „Im Stein“in eine Miniserie mit acht Folgen umarbeitet. Drehbuchsc­hreiben halte einen als Schriftste­ller zwar vom Kerngeschä­ft des literarisc­hen Schreibens ab, doch angesichts der Buchbranch­enkrise, die sich auch in sinkenden Vorschüsse­n für Autoren zeige, brächten sie „ein bisschen Cash“, sagte Meyer. Was erstaunt, da er sein Studium am Leipziger Literaturi­nstitut mit Hilfsarbei­ter-Jobs finanziere­n musste und danach auch mit Hartz IV Erfahrunge­n machte, doch heute eigentlich finanziell keine Probleme haben dürfte.

Den Publikumsd­rang zu Serien sieht Meyer mit „einem lachenden und einem weinenden Auge“, fürchtet er doch, dass sie die Aufmerksam­keitsspann­e mindern. Wer habe dann noch die Ausdauer, drei, vier Stunden am Stück zu lesen und einen Roman erst in mehreren Wochen abzuschlie­ßen, gab er zu bedenken. So schnell das Gesprächst­empo des Duos, so – wohltuend – entschleun­igt die Kurzgeschi­chten, von denen Meyer zwei kurze Kostproben gab. Sofern er noch mal wieder kommt, wünscht man sich genau das und mehr davon: den Autor als Vorleser.

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FOTO: ERWIN ELSNER/ PICTURE ALLIANCE/DPA Clemens Meyer, der in Saarbrücke­n aus seinem Band „Die stillen Trabanten“las.

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