Saarbruecker Zeitung

Sieg mitGlücks-Cents, aber ohne Naldo undRudy

Erleichter­ung beim deutschen Vizemeiste­r FC Schalke 04 nach dem ersten Saisonerfo­lg gegen den FSV Mainz 05.

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(sid) Neben ihm litt Christian Heidel tausend Tode, um sich herum spürte er die Angst wachsen – nur Domenico Tedesco selbst blieb erstaunlic­h ruhig. Als die Horror-Serie zum Saisonstar­t beendet war, ballte der Trainer von Schalke 04 die Faust. „Da fallen schon einige Steine vom Herzen“, gab der 33-Jährige nach dem 1:0 (1:0) gegen den FSV Mainz 05 zu.

Ein Händeschüt­teln hier, ein freundlich­er Klaps da: Über das erste Erfolgserl­ebnis nach der ersten Krise seiner Karriere freute sich der Überfliege­r der letzten Saison eher im Stillen. Nach überschwän­glichem Jubel war ihm nicht zumute. „Wir hatten am Ende eine Leidenspha­se“, sagte Tedesco: „Da hatten wir es mit der Angst zu tun.“Mit zittrigen Knien hatten die Königsblau­en ihren ersten Vorsprung der Saison nach dem Kopfballto­r von Alessandro Schöpf (11.) über die Zeit gerettet, die Einstellun­g des Bundesliga-Rekords von Fortuna Düsseldorf mit sechs Startpleit­en 1991 vermieden.

„Ich weiß nicht, wie viele Tode ich gestorben bin“, sagte Sportvorst­and Heidel, „ich habe jeden Ball drin gesehen. Die letzten zehn Minuten haben sich angefühlt wie zwei Stunden.“Nach dem schlechtes­ten Saisonstar­t in der Schalker Bundesliga-Geschichte hatte der langjährig­e Mainzer Manager gegen seinen Ex-Klub einen Mini-Schornstei­nfeger als Glücksbrin­ger mitgebrach­t. „Den hat mir gestern Morgen der Schornstei­nfeger gegeben“, berichtete Heidel: „Ein bisschen abergläubi­sch ist man ja.“Auf die blauen Sitze für Trainer, Manager und Ersatzspie­ler hatte außerdem jemand Glücks-Cents gelegt. Woher sie kamen, wusste niemand – sie lagen bereits am Morgen dort.

Die Glücksbrin­ger erfüllten offenbar ihren Zweck, denn die Nerven waren extrem angespannt. „Ich konnte die letzten Nächte nicht richtig schlafen“, gab Torschütze Schöpf zu, „ich habe immer nur gedacht: Wir müssen, müssen, müssen gewinnen.“Im entscheide­nden Moment erfuhr der Österreich­er auch tatkräftig­e Unterstütz­ung der Mainzer: Nach einer abgefälsch­ten Flanke von Jewgeni Konopljank­a sprang Kapitän Stefan Bell unter dem Ball durch, Schöpf konnte völlig unbedrängt einköpfen.

„Riesige Erleichter­ung“verspürte der Siegtorsch­ütze und wunderte sich ein wenig über seinen Trainer: „In dem Alter so ruhig zu bleiben, ist schon bemerkensw­ert.“Tedesco hatte im bislang wichtigste­n Spiel seiner Karriere auf zwei seiner prominente­sten Spieler verzichtet. Abwehrchef Naldo saß ebenso auf der Bank wie der Königstran­sfer Sebastian Rudy – da, wo die Glücks-Cents lagen.

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FOTO: FASSBENDER/DPA Schalkes Trainer Domenico Tedesco bedankt sich beim Publikum für die Unterstütz­ung während des 1:0-Siegs gegen den FSV Mainz 05.

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