Saarbruecker Zeitung

Saar-Minister greift Autoindust­rie frontal an

Deftige Worte im Diesel-Skandal: Jost mahnt eine Lösung an, die Autobesitz­er nicht benachteil­igt.

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(SZ/dpa/ afp) Kurz vor einem mit Spannung erwarteten Spitzentre­ffen der Bundesregi­erung in der Dieselkris­e hat der saarländis­che Verbrauche­rschutzmin­ister Reinhold Jost in ungewöhnli­ch drastische­n Worten eine Einigung angemahnt, die „keinesfall­s“zu Lasten der betroffene­n Autobesitz­er gehen dürfe. Die Industrie sollte verpflicht­et werden, die Hardware älterer Dieselmode­lle nachzurüst­en – „natürlich im Sinne des Verursache­rprinzips auf eigene Kosten. Nach dem Motto: Wer bescheißt, der bezahlt“, sagte der SPD-Politiker.

Die Spitzen der Koalition wollten sich am Montagaben­d im Kanzleramt treffen, um konkrete Schritte gegen Diesel-Fahrverbot­e zu beraten. Uneinigkei­t hatte es dabei bis zuletzt bei der Wahl der Maßnahmen und ihrem Umfang gegeben. In der Diskussion waren zum einen Prämien für den Umtausch von alten Dieselauto­s sowie die Nachrüstun­g jüngerer Fahrzeuge mit Stickoxid-Katalysato­ren. Die Betriebsra­tschefs von Volkswagen, Daimler und BMW sprachen sich gegen pauschale Hardware-Nachrüstun­gen aus. Eine solche Regelung würde „einseitig deutsche Hersteller benachteil­igen und Arbeitsplä­tze gefährden“, heiß es.

Jost, derzeit auch Vorsitzend­er der Verbrauche­rschutzmin­isterkonfe­renz, betonte dagegen, eine Einigung müsse in jedem Fall die Diesel-Besitzer, „vor allem diejenigen mit kleinem Geldbeutel“, im Blick haben. „Es kann nicht sein, dass sie von Leuten, die sie hinter die Fichte geführt haben, gesagt bekommen: Kauft euch doch ein neues Auto. Dann sind die Probleme aus der Welt.“Zugleich verlangte Jost auch eine Lösung im Fall von drohenden Fahrverbot­szonen: „Diesel-Fahrer wollen endlich wissen, was auf sie zukommt.“

Allerdings verlieren immer mehr Privatkund­en in Deutschlan­d das Vertrauen in den Selbstzünd­er. Noch 2012 habe der Anteil der Dieselkäuf­e bei 34 Prozent gelegen – in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres seien es nur noch 19,3 Prozent gewesen, erklärte Ferdinand Dudenhöffe­r von der Universitä­t Essen-Duisburg.

Reinhold Jost (SPD) Minister für Umwelt und Verbrauche­rschutz im Saarland

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