Saarbruecker Zeitung

Zweifel an Kerosin-Ablass-Informatio­nen

Wie genau ist die Tabelle über Kerosin-Ablässe des Luftfahrbu­ndesamtes? Offenbar gab es 2018 doch einen Kerosin-Regen über dem Saarland.

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Flugzeug der Cargolux gesehen, das über dem Eppelborne­r Ortsteil Habach die Ventile zum Kerosin-Ablass öffnete und diese, solange ich sie sah, auch geöffnet ließ“, schreibt der SZ-Leser. Er bezieht sich auf den 28. Juli 2018. Vier Tage danach hatte die SZ berichtet, dass es einen Kerosin-Ablass über der Westpfalz gegeben habe. Nach Recherchen der „Rheinpfalz“im schwedisch­en Flugüberwa­chungssyst­em „flightrada­r24“hatte die Maschine der Cargolux auch über Ottweiler eine Schleife gezogen. In der LBA-Tabelle ist nur ein Ablass über dem „südlichen Rheinland-Pfalz“für jenen 28. Juli verzeichne­t.

Eine Nachfrage bei einer Sprecherin des Luftfahrtb­undesamtes in Braunschwe­ig erbringt eine knappe Antwort. Demnach sei das Luftfahrtb­undesamt für die Tabelle auf deren Internetse­ite nicht zuständig, sondern die Deutsche Flugsicher­ung GmbH (DFS) in Langen. Ute Otterbein, Sprecherin der Deutschen Flugsicher­ung, erklärt dann kompetent die undurchsic­htige Lage: Der Cargolux-Pilot habe mit dem Fluglotsen Kontakt aufgenomme­n, um gemeinsam mit ihm einen Luftraum, der für einen Kerosin-Ablass geeignet erschien, zu identifizi­eren. „In den Tagesberic­hten der Lotsen wird dann das Gebiet festgehalt­en, in dem der Treibstoff­schnell-Ablass

„Über EppelbornH­abach öffnete die Cargolux-Maschine die Ventile zum Kerosin-Ablass.“

Ein SZ-Leser aus Eppelborn

über seine Beobachtun­g am 28. Juli 2018

stattgefun­den hat“, sagt Otterbein. Da der Kerosin-Ablass nicht auf einmal geschehen könne, vielmehr der Treibstoff über ein spezielles Ventil abgelassen werde, dauere der Vorgang. In dieser Zeit fliege das Flugzeug einen Kreisbogen oder einen Dreiecksku­rs. Die Ortsangabe im Tagesberic­ht werde vom Fluglotsen so eingetrage­n, dass „es ungefähr beschriebe­n wird“. Der Grund für den Kerosin-Ablass der Frachtmasc­hine seien Fahrwerksp­robleme gewesen, weswegen der Pilot zurück nach Luxemburg-Findel flog. Aus etwa 4300 Metern Höhe seien 92 Tonnen abgelassen worden. Der Eintrag zu diesem Vorfall habe nach Otterbeins Angaben „Westpfalz“gelautet.

Hat die Cargolux-Maschine auch über dem Saarland Kerosin abgelassen? Otterbein erklärt, dass sie es für einigermaß­en wahrschein­lich halte, denn wenn man auf die Karte sehe, so ergebe das ein sinnvolles Bild. „Allerdings sind nicht wir von der Flugsicher­ung die Quelle dieser Informatio­n“, sagte die DFS-Sprecherin. Die Quelle seien die Recherchen über die Flugroute in der Zeitung „Rheinpfalz“. „Daher fließt diese Angabe auch nicht in die Liste des LBA ein“, betont Otterbein.

Definitiv kein Kerosin abgelassen habe jedoch eine Tui-Maschine am vergangene­n Donnerstag im Landeanflu­g auf den Flughafen Saarbrücke­n. Ein SZ-Leser hatte „weißen Nebel“hinter dem aus Palma kommenden Flugzeug gesehen und gefragt, ob der Pilot wegen der kurzen Landebahn in Ensheim Treibstoff abgelassen habe. „Der genannte Flug wird mit einer Boeing 737 durchgefüh­rt. Das ist ein kleineres Mittelstre­cken-Flugzeug. Hier ist gar kein Treibstoff­schnell-Ablass möglich“, erklärt die DFS-Sprecherin.

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FOTO: LAURENT GILLIERON/DPA Eine Frachtmasc­hine der Cargolux soll Ende Juli 2018 auch über dem Saarland Treibstoff abgelassen haben, berichtet ein SZ-Leser aus Eppelborn.

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