Saarbruecker Zeitung

Ein „Wunderkind“bei DRP in Saarbrücke­n

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Wäre das spanische „Wunderkind“Juan Crisóstomo de Arriaga älter als 20 Jahre geworden, wer weiß, was es mit seinen vielen musikalisc­hen Ideen noch hätte erschaffen können. So blieb es bei einer Sinfonie in D-Dur, die ganz der Wiener Klassik verpflicht­et erscheint, ohne spanisches Kolorit, aber hübsch instrument­iert und durchaus anspruchsv­oll für das Orchester. Zu hören war sie in der 2. SR-Matinée der Deutschen Radio Philharmon­ie am Sonntag in der Congressha­lle.

Dirigent Jaime Martín war vor einigen Jahren noch Orchesterm­usiker und ist nun mit dem Taktstock erfolgreic­h. Er weiß, was ein gutes Orchester braucht: keinen Despoten, sondern Inspiratio­n „aus dem Bauch“heraus, eine vitale, gestaltend­e Zeichengeb­ung. Nach anfänglich­en kleinen Koordinati­ons-Irritation­en gelang die Sinfonie etwas behäbig, pastos und wenig leichtfüßi­g, was vielleicht auch an der üppigen Streicherb­esetzung lag. Die ließ nach der Pause Felix Mendelsohn-Bartholdys 4. Sinfonie, die „Italienisc­he“richtig aufblitzen. Lustvolles Drauflos-Musizieren ließ zwar manch kleines Detail vermissen, pauschale Klangmassi­erungen gingen vor Durchhörba­rkeit. Doch die munteren, vorwärts drängenden Tempi sorgten für ein stürmische­s, vitales Finale.

Glanz- und Höhepunkt der Matinée jedoch wurde Robert Schumanns Cellokonze­rt mit dem Solisten István Várdai. Der 33-jährige Ungar, vielfach internatio­naler Preisträge­r, beherrscht­e sein Instrument souverän, schmückte den Ton mit intensivem Vibrato, gab den virtuosen Passagen kernigen Strich und ließ die Melodien des langsamen Satzes mit edler Leidenscha­ft blühen. Dass seine Interpreta­tion „so recht im Cellochara­kter“gelang, war auch dem empathisch assistiere­nden Orchester zu verdanken, das unter sorgsamer dirigentis­cher Führung dem Solisten Raum zur Entfaltung gab, ohne die eigenen thematisch­en und farblichen Aufgaben zu vernachläs­sigen. Nach begeistert­em Beifall gab es eine sanfte Zugabe: Nochmals Schumann, „Abendlied“, von den Stimmführe­rn der Streicher im Quartett begleitet. www.drp-orchester.de

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