Saarbruecker Zeitung

„Ich muss und will gar nicht so viel drehen“

Der Schauspiel­er über seine Rolle im Film „Werk ohne Autor“, der jetzt bei uns startet.

- DIE FRAGEN STELLTE ALIKI NASSOUFIS (DPA).

Tom Schilling (36, „Oh Boy“, „Verschwend­e Deine Jugend“) spielt In Florian Henckel von Donnersmar­cks neuem Film „Werk ohne Autor“die Hauptrolle – den Künstler Kurt Barnert, der kurz vor dem Mauerbau aus der DDR in die Bundesrepu­blik flieht. Das Künstlerdr­ama, frei nach der Biografie von Gerhard Richter, schlägt einen großen historisch­en Bogen durch drei Jahrzehnte deutscher Geschichte.

Die Geschichte in „Werk ohne Autor“ist unter anderem inspiriert durch Elemente aus dem Leben von Gerhard Richter. Wie haben Sie sich Ihrer Rolle genähert?

SCHILLING Ich spiele ja niemanden nach; das ist eine eigenständ­ige Person. Mir war vielmehr wichtig, dass ich die Rolle des Künstlers glaubhaft verkörpere. Ich muss immer viel selber machen und probieren. Um mir zu glauben, dass ich wirklich ein Künstler bin, brauche ich das Handwerkli­che. Das können auch Kleinigkei­ten sein wie: Wie ziehe ich eine Leinwand auf? Ich habe viel mit Öl gemalt und mit dem Maler gesprochen, der die Gemälde für den Film gemacht hat. Mittlerwei­le habe ich den Luxus, dass ich mich sehr, sehr lange auf Filme vorbereite­n kann. Ich muss nicht und ich will auch gar nicht so viel drehen. Ich will lieber nur wenige Filme machen und danach wieder aus der Öffentlich­keit verschwind­en – auch, um besser mit einer Rolle verschmelz­en zu können.

Stimmt es, dass Sie früher eigentlich Malerei studieren wollten?

SCHILLING Ja, das ging so mit zwölf Jahren los, als ich ins Gymnasium kam. Meine Kunstlehre­rin hat bei mir ein zeichneris­ches Talent entdeckt, mich ermutigt und gefördert. Ich habe extra Kurse besucht und viel gemalt. Mit zwölf Jahren habe ich sogar mal ein Bild verkauft!

Das müssen Sie erklären.

SCHILLING Ich bin mit meinem Kunstkurs vor die Schule gegangen. Ich war damals auf dem John-Lennon-Gymnasium in Berlin-Mitte. Dort war alles voll mit Gründerzei­t-Häusern. Es gab ein ganz besonders schönes Eckhaus mit einer schönen Stuckfassa­de, das sollten wir alle malen. Ich habe mich damals für Kohle oder Bleistift entschiede­n, so genau weiß ich das nicht mehr. Und dann kam ein Mann vorbei und schaute sich unsere Bilder an. Es stellte sich heraus, dass sein Vater der Besitzer dieses Hauses war. Er hat gesagt, dass ihm mein Bild besonders gut gefällt und gefragt, ob er es kaufen kann, wenn es fertig ist. Er wollte es seinem Vater schenken. Ich habe mir viel Mühe gegeben, es zu Ende zu malen. Und dann haben wir uns getroffen und er hat mir dafür 50 Mark gegeben. Das war das erste Bild, was ich verkauft habe. Ich glaube, ich hatte wirklich ein Talent.

Warum haben Sie diese Karriere dann nicht weiterverf­olgt?

SCHILLING Weil die Schauspiel­erei dazwischen kam. Ich glaube, der einzige Grund, warum ich Schauspiel­er geworden bin, war, dass ich schneller mehr Zuspruch und Anerkennun­g bekommen habe. Ich habe bei der Schauspiel­erei rascher ein größeres Publikum gefunden.

Malen Sie immer noch?

SCHILLING Ja, ab und zu. Vor ein paar Tagen habe ich ein Bild für ein befreundet­es Pärchen gemalt, das gerade ein Kind bekommen hat.

Inwiefern hat es für die Arbeit an diesem Film geholfen, dass Sie diese Affinität zur Kunst haben?

SCHILLING Ich glaube, dass das die Basis ist - oder jedenfalls so, wie ich den Beruf begreife. Ich würde mir gar nicht anmaßen zu sagen, dass ich alles spielen kann. Ich glaube einfach, dass es ungemein hilft zu wissen, was man da tut. Und wenn ich das noch nicht weiß, dann übe ich so lange und beschäftig­e mich so lange und manisch mit einer Sache, dass ich es mir zumindest selber glaube. „Werk ohne Autor“startet am Mittwoch in einigen Kinos der Region. Mehr zum Film und zu den anderen neustarts finden Sie in unserer Beilage treff.region.

 ?? FOTO: HENNING KAISER/DPA ?? Schauspiel­er Tom Schilling („Napola“), der nebenbei mit „Vilnius“2017 ein gutes Musikalbum aufgenomme­n hat.
FOTO: HENNING KAISER/DPA Schauspiel­er Tom Schilling („Napola“), der nebenbei mit „Vilnius“2017 ein gutes Musikalbum aufgenomme­n hat.

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