Saarbruecker Zeitung

Schwere Vorwürfe: Pferde müssen leiden

Nach Saarbrücke­r Reiterbund-Pleite kamen Tiere anderweiti­g unter. Ein Amtstierar­zt sah sich um und beklagte deren Zustand.

- Produktion dieser Seite: A. Stallmann, M. Zimmermann, A. Mandersche­id

einen Hof im Saarpfalz-Kreis. Dort stünden die Pferde im Morast. Einige seien krank. Sie sollen unter Druse leiden, einer von Bakterien hervorgeru­fene, hochanstec­kende Infektion, die Luftwege befällt. Doch Hinweise würden von den Behörden ignoriert, wirft der Informant vor.

Dem widerspric­ht Damian Müller von der Pressestel­le des Saar-Verbrauche­rministeri­ums. Diesem untersteht das Landesamt für Verbrauche­rschutz (LAV ), welches wiederum für den Amtstierar­zt in Ottweiler verantwort­lich ist. So habe er sich nach einer Anzeige auf dem beanstande­ten Hof umgeschaut. Bereits im Juni sei das LAV auf die grassieren­de Pferdekran­kheit und den angebliche­n Dreck in den Ställen aufmerksam gemacht worden. Müller: „Die Tierhaltun­g wurde daraufhin zeitnah von einer Amtstierär­ztin des LAV kontrollie­rt.“Bei mehreren Pferden habe sich bestätigt, dass sie „an Druse erkrankt und aufgrund dieser Tatsache sich in keinem guten Gesundheit­szustand befanden“. Allerdings seien sie da schon behandelt worden, schreibt der Ministeriu­msvertrete­r. Allerdings seien dem Amtstierar­zt gesetzlich die Hände gebunden. Denn Druse sei „weder melde- noch anzeigepfl­ichtig, so dass das LAV keine Handlungso­ptionen zur Bekämpfung der Infektion hat“.

Was den Zustand der Pferdeboxe­n betrifft, gibt Müller der Beschwerde Recht. So spricht er von „mäßigem Reinigungs­zustand“. Daraufhin seien „die Tierhalter aufgeforde­rt worden, zukünftig für bessere Haltungsbe­dingungen Sorge zu tragen“. Nach diesem Einsatz habe es keine weiteren Kontrollen mehr gegeben, Grund: Es gab keine weiteren Anzeigen.

Für den Informante­n ist das nicht nachzuvoll­ziehen. Er wirft den Behörden vor, trotz Hinweise nicht einzuschre­iten. An der Gesamtlage habe sich bis heute nichts geändert. Eine Rechtsanwä­ltin hatte sich 2017 darum gekümmert, den Reiterbund zu liqidieren. Zwar hatte sie versucht, den weit mehr als 30 Jahre alten Verein zu retten. Doch schnell war klar: Daran war nicht mehr zu denken.

Mehrere Interessen­ten habe es gegeben, berichtete damals die vom Saarbrücke­r Amtsgerich­t bestellte Insolvenzv­erwalterin Andrea Julia Wolf. Aber die waren innerhalb kürzester Zeit wieder abgesprung­en: Ihnen waren Kosten und Geschäftsr­isiko zu hoch. Schulden hatten sich angehäuft. Notwendige Investitio­nen seien über Jahrzehnte verschlepp­t worden, berichtete die Advokatin nach der Bestandsau­fnahme. Und das Gelände, auf dem die Vereinsmit­glieder früher zugange waren, gehöre der Stadt Saarbrücke­n. Dieses wolle sie auch um keinen Preis hergeben.

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SYMBOLFOTO: DPA Angst um die Pferde des einstigen Saarbrücke­r Reiterbund­es. Der Amtstierar­zt wurde eingeschal­tet.

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