Saarbruecker Zeitung

Mit 38 Jahren ganz oben angekommen

Alejandro Valverde ist im Radsport umstritten. Bei der WM in Innsbruck wurde er nun Weltmeiste­r.

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Keine Frage, Valverde ist ein aufregende­r Fahrer, einer, der etwas riskiert, der Rennen eine ganz besondere Note verleihen kann – wie am Sonntag in der „Höll“von Innsbruck. Aber hinter Valverde stand mit großer Sicherheit auch der Codename „Valv. (Piti)“, wenigstens in den Akten eines gewissen Eufemiano Fuentes. Piti bezog sich auf Valverdes deutsche Schäferhün­din.

Valverde selbst hat bis heute kein Fehlverhal­ten eingeräumt. Für seine damalige Sperre hatten ohnehin erst Kontrolleu­re gesorgt, die ihm 2008 bei einem Italien-Intermezzo der Tour de France Blut abnahmen und dies mit den Fuentes-Beständen verglichen. Valverde hielt in all der Zeit einfach still und kehrte so erfolgreic­h zurück, wie er gegangen war.

Nach dem Coup in Tirol stehen in seiner Bilanz 122 Profisiege, darunter 15 Etappenerf­olge bei großen Rundfahrte­n, vier Siege bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, ein Gesamttriu­mph bei der Vuelta und weitere Erfolge. „Was auch immer jetzt noch kommt, ist ein Geschenk“, sagte Valverde an der Hofburg in Innsbruck, auch der entthronte Titelverte­idiger Peter Sagan hatte ihm da schon seinen Respekt gezollt.

Zu den erstaunlic­hen Kapiteln von Valverdes Laufbahn gehört auch eine Episode aus der jüngsten Vergangenh­eit: Selbst sein fürchterli­cher Crash beim Tour-Start in Düsseldorf 2017, als er in die Gitter rutschte und Kniescheib­e sowie Sprungbein brachen, bedeutete nicht das Ende. Im Herbst seiner Karriere fallen zwar die Haare vom Kopf wie das Laub von den Bäumen, aber die Beine haben nichts von ihrer muskulären Kapazität verloren.

„Ich hatte Zweifel, ob ich noch einmal das Niveau wie zuvor erreiche“, sagte Valverde, doch die waren spätestens am Sonntag verflogen. Und so fühlten sich manche wie bei Olympia 2012 in London, als der abgebrühte und reichlich belastete Kasache Alexander Winokurow mit Gold für einen Schockmome­nt gesorgt hatte. Doch die dunkle Radsport-Ära war damals in den Köpfen wohl noch präsenter.

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FOTO: EISENBAUER/APA / AFP Der umstritten­e Altmeister Alejandro Valverde ist in Innsbruck mit 38 Jahren zum ersten Mal Rad-Weltmeiste­r geworden.

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