„Hier hilft uns einfach niemand“
Nach dem Beben und Tsunami in Indonesien ist die Not der Überlebenden groß – die Kritik an den Behörden ebenfalls.
Palu sind um die Welt gegangen. Jetzt sieht man Helfer, die mit den Händen graben. Bagger, die Massengräber ausheben. Leichensäcke in gelb und orange.
Immer noch hat niemand eine Ahnung, wie groß das Ausmaß dieser Katastrophe ist. Die Behörden beziffern die Zahl der Todesopfer am Montag auf mindestens 844. Und das sind nur die Toten aus Palu. In manche Gebiete haben es die Helfer immer noch nicht geschafft, auch nach drei Tagen noch nicht. Befürchtet wird, dass letztlich Tausende innerhalb von wenigen Minuten ihr Leben verloren haben. Vermutlich wird es noch einige Tage dauern, bis man einigermaßen Bescheid weiß.
Die Not der Überlebenden ist groß. Viele beklagen, dass sie von den Behörden allein gelassen werden. „Hier hilft uns einfach niemand, nicht einmal mit einem Glas Wasser“, sagt Mahmud, ein älterer Mann in Palu. Er hat seine Frau verloren. Die Leiche musste er selber aus den Trümmern graben. Ein Nachbar, Amir Sidiq, erzählt: „Hier ist nicht einmal jemand, um Beisetzungen zu organisieren. In ein oder zwei Tagen wird es nach Leichen riechen.“
Dass es an einigen der wichtigsten Dinge fehlt, geben auch die Behörden zu. Der Leiter der staatlichen Suchtrupps in Palu, Nugroho Budi Wiryanto, sagt: „Es gibt kaum schweres Gerät und praktisch keinen Treibstoff. Das macht uns die Rettung von Opfern sehr schwer.“Weil der Strom ausgefallen ist, fliegt das indonesische Militär Generatoren ein. Wenigstens der Flughafen von Palu ist wieder geöffnet, trotz der Schäden auf der Landebahn. Raus kommt trotzdem kaum jemand, obwohl Tausende darauf warten und hoffen. Angesichts all der Not bat Indonesiens Präsident Joko Widodo um internationale Hilfe. Angebote zur Unterstützung gibt es schon einige: Die EU-Kommission stellte in einem ersten Schritt 1,5 Millionen Euro zur Verfügung.
Zunächst einmal geht es darum, die schlimmste Not zu lindern. Langsam werden auch die Lebensmittel knapp. In Palu gab es schon die ersten Plünderungen. „Wir haben seit drei Tagen nichts mehr gegessen“, schreit eine Frau in die Kameras. An den Tankstellen stehen die Menschen in langen Schlangen für Benzin an. Und auch die Gäste des Prince-JohnResorts werden noch ein wenig Geduld haben müssen, bevor sie zurück nach Hause können. „Wir haben Angst, weil wir überhaupt nicht wissen, wie wir die Leute von hier wegbekommen“, sagt Kirstein. „Wir haben keine Autos, kein Benzin. Und wir haben nur noch für ein paar Tage zu essen und zu trinken.“ 769 flüchtige Häftlinge sollen sich nach dem Erdbeben auf Sulawesi den Behörden stellen. Die Regierung habe ihnen ein Ultimatum von einer Woche gesetzt, sagte der zuständige Minister.
Das Beben der Stärke 7,4 hatte Wände und Zäune zweier Gefängnisse einstürzen lassen.