Saarbruecker Zeitung

Piraten-Prozess vor dem Zweibrücke­r Landgerich­t

Anklage gegen drei eingereist­e Syrer, die in Saarlouis gewohnt haben: Zwei sollen für die Terrormili­z IS gekämpft haben, der dritte für eine andere Terrorgrup­pe. Nun ist das Oberlandes­gericht Koblenz am Zug.

- VON JENS ALBES

Vor dem Landgerich­t Zweibrücke­n hat der Prozess gegen einen mutmaßlich­en Piraten begonnen. Laut Anklage soll der Somalier im Mai 2012 gemeinsam mit Komplizen im Roten Meer einen griechisch­en Öltanker geentert haben.

(dpa) Die Generalsta­atsanwalts­chaft Koblenz hat Anklage gegen drei syrische Terrorverd­ächtige erhoben. Die Männer im Alter von 27, 23 und mutmaßlich 22 Jahren sollen Mitglieder in terroristi­schen Vereinigun­gen vor allem in Syrien gewesen sein, wie die Generalsta­atsanwalts­chaft am Dienstag mitteilte. Die Angeschuld­igten hatten gemeinsam in einer Wohnung in Saarlouis gelebt. Am 12. April nahmen Spezialein­heiten das Trio in Roden und Dirmingen fest (wir berichtete­n). Seitdem sitzen die jungen Syrer in Gefängniss­en in Rheinland-Pfalz in Untersuchu­ngshaft.

Die Vorwürfe gegen sie hängen laut Generalsta­atsanwalts­chaft nicht zusammen. Daher müssten am Oberlandes­gericht Koblenz drei verschiede­ne Hauptverfa­hren laufen. Über deren Eröffnung hat das Gericht noch nicht entschiede­n. Zunächst müsse der Bundesgeri­chtshof in Karlsruhe über die Fortdauer der Untersuchu­ngshaft entscheide­n. „Die Akten sind sehr umfangreic­h“, sagte der Ständige Vertreter des Koblenzer Generalsta­atsanwalts, Mario Mannweiler. Einen Prozessbeg­inn in wenigen Wochen halte er für unwahrsche­inlich.

Die drei Syrer waren 2015 oder 2016 als Bürgerkrie­gsflüchtli­nge nach Deutschlan­d gekommen, hatten hier Asyl beantragt und waren zufällig in Saarlouis in dieselbe Unterkunft eingewiese­n worden. Erkenntnis­se, dass sie in Europa Anschläge geplant hätten, gibt es laut Mannweiler nicht. Die Vorwürfe der Mitgliedsc­haft in einer ausländisc­hen terroristi­schen Vereinigun­g vor der Einreise nach Deutschlan­d ermittelte­n die Landeszent­ralstelle Rheinland-Pfalz für die Bekämpfung von Terrorismu­s und Extremismu­s sowie der saarländis­che Staatsschu­tz.

Dem 27-jährigen Angeschuld­igten wird vorgeworfe­n, sich 2014 in Syrien der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) angeschlos­sen zu haben. Er soll sich an Gefechten in der syrischen Provinz Hasaka und in der irakischen Stadt Mossul beteiligt haben. Nach der Eroberung von Mossul soll er sich als IS-Spitzel betätigt haben. Der Angeschuld­igte bestritt laut Mannweiler die Vorwürfe.

Der möglicherw­eise 22-jährige Angeschuld­igte soll sich 2013 in der syrischen Region Homs der terroristi­schen Vereinigun­g „Islamische­r Staat im Irak und Großsyrien (ISIG)“, einer Vorgängero­rganisatio­n des IS, angeschlos­sen zu haben. Nach einer Ausbildung an Waffen soll er sich den Ermittlung­en zufolge in Syrien aufseiten der ISIG an Gefechten beteiligt haben. Seine Identität und sein Alter konnten vorerst nicht sicher geklärt werden. Zu den Vorwürfen äußerte er sich nicht.

Bereits 2013 soll sich der 23-jährige Angeschuld­igte in der syrischen Stadt Deir ez-Zor mit dem Kampfnamen Abou Abbas der islamistis­chen Terrororga­nisation Ahrar alScham angeschlos­sen haben, die im Gegensatz zum IS steht. Vermutlich seit 2011 hatte er sich zuvor den Ermittlung­en zufolge an einer bewaffnete­n Widerstand­sgruppe gegen das Regime des syrischen Machthaber­s Baschar al-Assad beteiligt. Nach einer Ausbildung zum Scharfschü­tzen habe der 23-Jährige das Kommando über eine 40-köpfige Einheit von Ahrar al-Scham übernommen. Nach seiner Einreise in Deutschlan­d soll er versucht haben, über das Internet Kämpfer für Ahrar al-Scham zu gewinnen. Laut Mannweiler war der Syrer nur bei der polizeilic­hen Vernehmung teils geständig.

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FOTO: BECKER&BREDEL In diesem Haus in der Saarwellin­ger Straße in Saarlouis-Roden haben zwei der Syrer gewohnt.

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