Saarbruecker Zeitung

Seit zehn Jahren auf der Schiene bis Peking

Der Start der GüterzugVe­rbindung nach China lief zwar schleppend an. Doch längst ist die Nachfrage groß und die Verbindung etabliert.

- Produktion dieser Seite: Joachim Wollschläg­er Fatima Abbas

Schiene transporti­ert. Von diversen Terminals fahren die Frachtzüge mindestens einmal wöchentlic­h ab, aus den Industriez­entren Chongqing, Chengdu, Zhengzou, Wuhan und Xian sogar vier- bis fünfmal. Der 10 000 bis 12 000 Kilometer lange Weg führt entweder über Sibirien und nördlich der Mongolei entlang oder über die Südroute durch Kasachstan, Russland und Weißrussla­nd. Dauer: 14 bis 16 Tage. die Loks müssen mehrmals gewechselt werden. Die Hauptstrec­ken sind elektrifiz­iert, aber in den Grenzabsch­nitten werden Dieselloks benötigt.

Nach dem Auftakt 2008 dauerte es, bis sich die Zugverbind­ung China-Europa etablierte. In den ersten Jahren fuhren die Güterzüge unregelmäß­ig. Gerade einmal 900 Container wurden im Jahr 2011 über die lange Strecke bewegt. 2018 werden es nach Schätzung der Deutschen Bahn voraussich­tlich hundertmal so viele sein: etwa 90 000 Container, verteilt auf mehr als 3600 Züge.

Im Jahr 2020 wolle die Bahn auf der China-Route 100 000 Standardco­ntainer befördern, „aber auch darüber hinaus sehe ich eine Perspektiv­e“, sagt der Konzernvor­stand für Güterverke­hr und Logistik, Alexander Doll. Für die deutsche Wirtschaft ist China seit 2016 der wichtigste Handelspar­tner. Im vergangene­n Jahr erreichte das Handelsvol­umen 187 Milliarden Euro, Tendenz steigend.

Im Wettbewerb befindet sich die Bahn mit See- und Luftfracht. Güterzüge sind fast doppelt so schnell wie Schiffe, die Frachtkost­en sind auf der Schiene aber auch bis zu 50 Prozent höher. Schiffe haben einen unschlagba­ren Vorteil: Die größten von ihnen können mehr als 20 000 Container laden, ein Zug 40 bis 50.

So überrascht es nicht, dass beim gesamten Warenausta­usch zwischen Europa und China der Transport per Schiff mit mehr als 90 Prozent Anteil dominiert. Lediglich gut ein Prozent aller Container werden auf der Schiene transporti­ert, der Rest entfällt auf Luftfracht.

„Für unsere Kunden sind Zeit und Kosten wichtige Faktoren, sie wollen mit dem Bahntransp­ort aber auch ihre Logistikke­tten absichern, und die günstigere CO2-Bilanz spielt eine Rolle“, sagt Doll. Um noch mehr Verkehr auf die Schiene zwischen Europa und China zu bringen, hat die Bahn die Vertriebse­inheit DB Cargo Eurasia geschaffen und ein Büro in Schanghai eröffnet.

Die neue Tochterges­ellschaft soll zum Beispiel mit Angeboten für den Transport von Tür zu Tür werben. Da kommt der Bahnspedit­eur Schenker ins Spiel, der sowohl in Asien als auch in Westeuropa die Waren per Lastwagen weiterbefö­rdert. Außerdem soll der Transport von Waren über die Ostsee noch ausgebaut werden.

Auswirkung­en des Handelskon­flikts zwischen den USA und China erwartet Doll nicht. Vielmehr sieht er noch Chancen im Verkehr zwischen den Regionen China und Indien. Auch von diesem wachsenden Markt könne die Bahn noch profitiere­n.

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FOTO: SEBASTIAN WIDMANN/DPA Vor zehn Jahren ging die Verbindung Peking Hamburg mit einem Demonstrat­ionszug an den Start.

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