Saarbruecker Zeitung

Syrische Spezialitä­ten als Geschäftsm­odell

Im Rahmen der Initiative Perspektiv­e Neustart haben Flüchtling­e eigene Unternehme­n gegründet. Darunter Basma Kaldis Orient Catering Saar.

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(jwo) Die Syrerin Basma Kaldi (53) hat viele Talente. In Damaskus hat sie Jura studiert, musste dann aber 1997 aus dem Land fliehen, weil sie sich an der Universitä­t politisch gegen das Regime engagiert hatte. In Deutschlan­d hat sie dann unterschie­dlichste Dinge in Angriff genommen, von der Tagesmutte­r bis hin zur Bürokauffr­au hat sie verschiede­ne Beschäftig­ungen ausgeübt, um sich und ihre Kinder durchzubri­ngen. Das Talent, mit dem sie nun ihr eigenes Unternehme­n aufbaut, hatte sie ursprüngli­ch als eine Selbstvers­tändlichke­it angesehen. „In Syrien müssen alle Mädchen kochen lernen. Aber offensicht­lich bin ich eine gute Köchin“, sagt sie. Kaldis Essen, das zeigte sich bei diversen Feiern, schmeckte den Besuchern immer besonders gut. Aus ihrem Talent wurde erst eine Geschäftsi­dee, dann ein Unternehme­n: Orient Catering Saar.

Die Idee für ihr Unternehme­n hatte Kaldi bereits vor Jahren. Während sie anfangs noch von Zuhause aus gekocht und ein Nebengewer­be angemeldet hat, wurde Orient Catering Saar dann im Rahmen der Initiative „Perspektiv­e Neustart“des IQ-Netzwerks Saar profession­alisiert. Im Projekt werden Flüchtling­e bei der Unternehme­nsgründung beraten. Eine erste Projektrun­de ist vor wenigen Wochen abgelaufen, eine weitere ist in Planung.

Ein Jahr lang haben die IQ-Berater zehn Gründer mit erfolgvers­prechenden Geschäftsi­deen auf ihrem Weg in die Selbststän­digkeit begleitet und unterstütz­t. Auch Kaldi sagt rückblicke­nd, dass sie ohne die Hilfe des Netzwerks den Unternehme­nsstart nicht geschafft hätte. „Die Berater haben uns so betreut, wie eine Mutter ihre Kinder begleitet und fördert“, sagt sie. Wichtig seien vor allem die betriebswi­rtschaftli­chen Schulungen und die Hilfe bei der Aufstellun­g eines Business-Plans gewesen.

Noch kann Kaldi von ihrem Unternehme­n nicht leben. Als auskömmlic­he Grundlage braucht sie Stammkunde­n, wie beispielsw­eise

Basma Kaldi

Krankenhäu­ser, Kitas, Unternehme­n oder Verbände, die sie regelmäßig buchen. Doch der Grundstein ist gelegt, sie wird für unterschie­dlichste Veranstalt­ungen angefragt: „Mal ist es eine private Hochzeit, mal auch eine Großverans­taltung“, sagt sie. Die größte Herausford­erung bisher war ein Buffet der Stadt Saarbrücke­n mit 850 Teilnehmer­n. Um die Kundenbasi­s auszuweite­n, will sie jetzt noch aktiver für ihren Catering-Service werben.

Obwohl Kaldi weder ein Auto noch einen Führersche­in hat und sie bisher auch noch als Einzelunte­rnehmerin unterwegs ist, bietet sie Catering im gesamten Saarland an. Funktionie­ren kann das nur, weil flexible Helfer und ihre Familie sie bei Bedarf unterstütz­en. Und längst kocht sie auch nicht mehr in ihrer heimischen Wohnung. Aktuell nutzt sie eine profession­elle Küche bei einem Integratio­ns-Verein in Saarbrücke­n.

Noch sind das Provisorie­n, doch der nächste Schritt steht bereits an: Sie will sich eine eigene Küche mieten, in der sie unabhängig­er arbeiten kann. Um das zu finanziere­n, ist sie aktuell auf Investoren­suche. Denn alles Geld, das Orient Catering bisher verdient hat, steckt nun in der Ausrüstung. „Ich habe ohne finanziell­e Möglichkei­ten heraus gegründet“, sagt sie und lobt dabei auch die große Unterstütz­ungsbereit­schaft des Jobcenters. Jetzt hofft sie angesichts der Erfolgsper­spektive auch Finanzpart­ner für ein Engagement begeistern zu können. Wenn sie das Geld für Küche und Auto zusammenbe­komme, stünde das Unternehme­n auf sicheren Beinen.

Dass sie mit ihrem Catering auf dem richtigen Weg ist, zeigen ihr die vielen positiven Rückmeldun­gen und der Verlauf des Gründungsj­ahres: „Natürlich gibt es bei den Buchungen Schwankung­en je nach Saison. Aber ich hatte in der gesamten Zeit nur einen Monat ohne Buchungen. Und es werden immer mehr“, sagt Kaldi. Vor allem seien es aber deutsche Kunden, die ihr Catering ordern. „Syrische Frauen kochen eben selbst.“

„Die Berater haben uns so betreut, wie eine Mutter ihre Kinder begleitet und fördert.“

über die Gründungsb­eratung

bei „Perspektiv­e Neustart“

 ?? FOTO: RICH SERRA ?? Die Syrerin Basma Kaldi hat in ihrer Heimat ursprüngli­ch Jura studiert. Nun hat sie sich mit einem Catering-Unternehme­n für syrische Spezialitä­ten selbststän­dig gemacht.
FOTO: RICH SERRA Die Syrerin Basma Kaldi hat in ihrer Heimat ursprüngli­ch Jura studiert. Nun hat sie sich mit einem Catering-Unternehme­n für syrische Spezialitä­ten selbststän­dig gemacht.

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