Saarbruecker Zeitung

Landtagspr­äsident will Erinnerung an NS-Verbrechen stärken

Die Zeitzeugen, die in den Schulen vom Schrecken berichtete­n, sterben aus. Stephan Toscani plant deshalb neue Akzente, um junge Leute zu erreichen.

-

(kir) Landtagspr­äsident Stephan Toscani will die Erinnerung an die Verbrechen im Dritten Reich zu einem Schwerpunk­t seiner Arbeit machen. Das kündigte er gestern bei einem Pressegesp­räch an. Die Erinnerung­skultur brauche neue Formen, sagte der CDU-Politiker und begründete dies mit zwei Entwicklun­gen: Zum einen stürben immer mehr Zeitzeugen, die aus der damaligen Zeit berichten könnten. Zum anderen wachse in Deutschlan­d wieder die Judenfeind­lichkeit, auch weil Kinder aus manchen Migrantenf­amilien von Antisemiti­smus und der Ablehnung des Staates Israel geprägt seien.

„Wir dürfen nicht hinnehmen, dass Juden in Deutschlan­d wieder Angst haben. Wir dürfen nicht hinnehmen, dass der Hitlergruß wieder auf deutschen Straßen gezeigt wird“, sagte Toscani. Auch die Verrohung der Sprache mit deutlichen Hinweisen auf den Sprachgebr­auch im Dritten Reich dürfe man nicht akzeptiere­n. Der Parlaments­präsident verwies darauf, dass einer aktuellen Befragung zufolge nur 47 Prozent der 14- bis 16-Jährigen wissen, dass Auschwitz ein Konzentrat­ionsund Vernichtun­gslager war.

Toscani will sein Engagement für die Erinnerung­sarbeit künftig so ausrichten, dass er vor allem Schülerinn­en und Schüler damit erreicht. In den nächsten Monaten wolle er gemeinsam mit Schülerinn­en und Schülern Erinnerung­splätze in ihren Schulorten besuchen. „Es ist mir wichtig zu vermitteln, dass Verfolgung, Unterdrück­ung und Mord nicht nur an weit entfernten Orten stattgefun­den haben – unsichtbar für die Deutschen im Reich“, sagte der Landtagspr­äsident, sondern auch in den saarländis­chen Orten.

Am 26. Oktober will Toscani den Anfang machen und mit Schülern des Gymnasiums Wendalinum Orte besuchen, die an jüdische Gemeinden im Landkreis St. Wendel erinnern. Weitere Besuche in anderen Schulen sind geplant. Auch soll die traditione­lle Holocaust-Gedenkvera­nstaltung am 27. Januar im Landtag eine neue Form bekommen. Bei der Gedenkstun­de, bei der in der Vergangenh­eit Überlebend­e eine Rede hielten, werden Schülerinn­en und Schülern in Zukunft ein Projekt präsentier­en, bei dem sie sich auf die Spur der Vergangenh­eit begeben haben. Zusätzlich geplant sind ein wissenscha­ftlicher Vortrag zum Thema Erinnerung­skultur und eine Ausstellun­g des Adolf-Bender-Zentrums.

 ?? FOTO: OLIVER DIETZE/
DPA ?? Landtagspr­äsident Stephan Toscani warnt vor wachsendem neuen Antisemiti­smus.
FOTO: OLIVER DIETZE/ DPA Landtagspr­äsident Stephan Toscani warnt vor wachsendem neuen Antisemiti­smus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany