Saarbruecker Zeitung

Sichere Passwörter sind kein Hexenwerk

Online-Konten angemessen zu schützen ist nicht schwer, solange Nutzer dabei die richtige Strategie verfolgen.

- VON PAULINE SICKMANN

(dpa) Viele Deutsche benutzen unsichere Passwörter. Seit Jahren führen etwa „123456“, „hallo“oder „passwort“die Rangliste der meistgenut­zten Kennwörter an. Das zeigen regelmäßig­e Untersuchu­ngen des Hasso-Plattner-Instituts der Universitä­t Potsdam. „Diese Passwörter sind absolut unsicher, leicht zu erraten und zu knacken“, warnt Institutsd­irektor Professor Christoph Meinel.

Für die Sicherheit eines Passwortes gebe es vor allem zwei Kriterien. Zum einen gelte: Je länger, desto sicherer. „Die Anzahl der Versuche, ein Passwort zu knacken, erhöht sich bei der Verwendung von Groß-, Kleinschre­ibung, Sonderzeic­hen und Ziffern mit jedem zusätzlich­en Zeichen um den Faktor 95“, erklärt Meinel. Bei einem fünf Zeichen langen Passwort müssten Angreifer etwa sieben Milliarden Zahlenund Buchstaben­kombinatio­nen ausprobier­en, bei der empfohlene­n Mindestlän­ge von acht Zeichen seien dagegen mehr als sechs Billiarden Versuchen nötig, um die richtige Zeichenfol­ge zu finden. Das gelte allerdings nur, solange das Passwort in keinem Wörterbuch stehe. „Der Duden ist elektronis­ch verfügbar und kann leicht abgegliche­n werden“, so Meinel. Er rät zu mit Sonderzeic­hen durchsetzt­en, sinnfreien Kombinatio­nen aus großen wie kleinen Buchstaben und Zahlen.

Doch ein einziges sicheres Passwort reicht nicht. Jedes Online-Konto und jeder Online-Dienst sollte mit einem individuel­len Kennwort gesichert werden. Sonst haben Angreifer, die nur ein Passwort erbeuten, Zugang zu allen Internet-Konten eines Nutzers. „Nur ein Drittel der Anbieter von Online-Diensten nutzt für die Passwortsp­eicherung eine sichere Verschleie­rungsmetho­de“, erklärt Meinel. Zwei Drittel der gestohlene­n Passwörter seien dagegen mit veralteten Methoden verschlüss­elt oder sogar im Klartext, also völlig unverschlü­sselt, gespeicher­t. Daher könnten die bei einem Angriff erbeuteten Kennwörter im Internet frei verfügbar sein – ohne jedes Wissen der Betroffene­n.

Um Nutzern zu helfen, unterhält das Hasso-Plattner-Institut eine Datenbank (HPI Identity Leak Checker) mit gestohlene­n Identitäts­daten. Jeder kann dort abfragen, ob er betroffen sein könnte. Gibt es bei der Abfrage einen Treffer, gilt es, das entwendete Passwort überall zu ändern, wo es im Einsatz ist.

Aber wie lässt sich ein sicheres, komplizier­tes Passwort überhaupt merken? Eine Möglichkei­t sei, sich einen Satz auszudenke­n und von jedem Wort beispielsw­eise den ersten Buchstaben zu nutzen, erklärt das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI). Zusätzlich könnten einzelne Buchstaben in Sonderzeic­hen oder Ziffern umgewandel­t werden. Aus „Morgens stehe ich auf und putze mir meine Zähne drei Minuten lang“werde so „Msia&pmmZ3Ml“.

Auch das Aneinander­reihen zusammenha­ngsloser Wörter zu einem langen Satz, eine sogenannte Passphrase, sei eine gute Methode. Das BSI rät allerdings dazu, sich den Satz oder die Phrase selbst auszudenke­n. Bei bekannten Literaturz­itaten oder Liedzeilen als Passwort oder -phrase sei die Gefahr groß, dass sie geknackt werden.

Aufschreib­en sollten Nutzer ihre Passwörter nicht – weder auf Notizzette­ln, die am Monitor kleben, noch in unverschlü­sselte Dokumente, die auf dem Rechner gespeicher­t sind. Aber wer kann sich die vielen verschiede­nen Passwörter einfach so merken? Vermutlich sind das die Allerwenig­sten.

Für alle anderen empfehlen sich Passwort-Manager. Diese Programme können Kennwörter nicht nur sicher verschlüss­elt speichern, sondern auch starke Passwörter erzeugen. „Passwort-Manager sind definitiv empfehlens­wert“, sagt Ronald Eikenberg vom Computer-Fachmagazi­n „c‘t“. Ein für alle Geräte geeigneter Passwortma­nager sei Keepass. Die PC-Anwendung sei ebenso wie dazu passende Apps kostenlos. Das Wichtigste bei der Verwendung solcher Manager-Programme ist laut Eikenberg das sogennante Masterpass­wort zum „Aufschließ­en“des Passwort-Tresors. Es ist das einzige Passwort, das sich Nutzer eines Manager-Programms merken müssen und sollte besonders sicher sein, da es den Zugriff auf alle weiteren gespeicher­ten Kennwörter regelt, betont Eikenberg.

Wer den Schutz eines Online-Kontos noch weiter erhöhen möchte, sollte die sogenannte Zwei-Faktor-Authentifi­zierung nutzen, wenn ein Dienste diese Methode anbietet. Dabei müssen Anwender zur Anmeldung neben dem Passwort eine PIN-Nummer oder ein Codewort, dass per SMS empfangen oder per App erzeugt wird, eingeben. So bleibt Angreifern selbst dann der Zugang verwehrt, wenn sie in Besitz des Passwortes sind.

„Passwort-Manager

sind definitiv empfehlens­wert.“

Ronald Eikenberg

Redakteur des Computer-Fachmagazi­ns „c‘t“

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FOTO: ROBERT GÜNTHER/DPA Aus dem Merksatz „Morgens stehe ich auf und putze mir meine Zähne drei Minuten lang“wird das sichere Passwort „Msia&pmmZ3Ml“.

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