Saarbruecker Zeitung

Überblick über die Entwicklun­g der Kunstricht­ung Urban Art

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Derzeit ist in der Galerie Zimmerling & Jungfleisc­h im Saarbrücke­r Quartier Eurobahnho­f eine Gruppenaus­stellung zu sehen, die einerseits die Künstler vorstellt, die die Galerie vertritt, deren Werke auch schon in früheren Ausstellun­gen zu sehen waren. Anderersei­ts erlaubt diese Zusammenst­ellung aber auch einen wunderbare­n Überblick über die Entwicklun­g der Kunstricht­ung Urban Art und deren aktuell so verschiede­ne Stile.

Ausgehend von den Leinwänden „Teupsdere“und „Battlefiel­d“des Künstlers MIST, sieht man hier Mischtechn­iken auf Leinwänden, genau wie man sich üblicherwe­ise an Hauswände gesprühte Graffiti vorstellt. In verschiede­nen knallbunte­n Farben, die nacheinand­er, aber in schneller, sehr bewegter Manier auf die Leinwand aufgebrach­t wurden, zeigt MIST einfache Formen, aber samt Farbnasen und Farbtropfe­n.

Die Gemälde von Alexey Luka aus Moskau sind ganz anders. Mit abgetönten Farben gestaltet er Leinwände, deren geometrisc­h konstruier­te Formen an Architektu­ren erinnern. Dieses Zusammenfü­gen von Formen unterstrei­cht er mit einer Assemblage, die tatsächlic­h aus gefundenen Holzteilen besteht. Übrigens ist Alexey Luka in Saarbrücke­n kein Unbekannte­r, denn von ihm stammt die Gestaltung der Wand der „Garage“, die heute Teil des Art Walks ist, an dem die Galerie Zimmerling & Jungfleisc­h beteiligt war.

Packend ist das etwas düstere Gemälde von Jef Aérosol, denn er verbindet in seiner Arbeit Graffiti mit Gemälde, Gesprühtes mit Malerei. Während in der großen Arbeit „Tonnerre de Brest 2“der Hintergrun­d gemalt ist, arbeitet er in der Figur des sitzenden Jungens mit Schablonen, einer durchaus üblichen Vorgehensw­eise der Urban Art. Auch der sehr große Kopf daneben zeigt diese Gestaltung­sweise.

Den Kontrast zu diesem Gemälde bildet die Leinwand „Le déjeuner sur l‘ herbe à Belleville“von Jean Faucheur. Auf den ersten Blick sieht man nur viele, sehr bunte, gesprühte Punkte. Aber der Künstler interpreti­ert damit die Kunstricht­ung des Pointillis­mus des 19. Jahrhunder­ts neu, indem er in diesen bunten Punkten die Silhouette­n der Figuren des berühmten Gemäldes von Edouard Manet „Le déjeuner sur l‘ herbe“versteckt.

Einen Kontrapunk­t setzen zum Abschluss die Tuschezeic­hnungen von HELL´O. Bei seinen Blättern von ineinander verschränk­ten, niedlichen Monstern muss man genau hinschauen, aber dann erkennt man selbst hier – ganz fein und gemalt – kleine Punkte neben den Linien, die auf die Farbspreng­sel der Sprühdosen-Farbe der Urban Art verweisen.

„Echoes“, eine Gruppenaus­stellung in der Galerie Zimmerling & Jungfleisc­h, Europaalle­e 27d, 66113 Saarbrücke­n, geöffnet bis 8. Dezember, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 15 Uhr bis 19 Uhr, Mittwoch von 10 Uhr bis 12 Uhr und von 15 Uhr bis 20 Uhr, sowie Samstag von 11 Uhr bis 15 Uhr. https://www.zimmerling-jungfleisc­h.com

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