Saarbruecker Zeitung

Die neue Spaßgesell­schaft des BVB

Die jungen Wilden von Borussia Dortmund rocken auch Europa. Das Team von Trainer Lucien Favre strotzt nach dem 3:0-Heimsieg in der Champions League gegen Monaco und neun Spielen ohne Niederlage vor Selbstvert­rauen.

- VON OLIVER MUCHA

(sid) Das Dortmunder Erfolgsgeh­eimnis verriet Marco Reus um Mitternach­t. „Defensiv haben wir alle klare Aufgaben“, sagte der Kapitän der Mannschaft der Stunde und fügte nach einer kurzen Pause mit einem Lächeln an: „Aber offensiv haben wir alle Freiheiten. Wir entscheide­n im Spiel instinktiv.“

Diese Freiheiten ihres Trainers Lucien Favre leben die BVB-Profis genüsslich aus. Die Torfabrik lief auch beim überzeugen­den 3:0 (0:0)-Heimsieg in der Champions League gegen den französisc­hen Vizemeiste­r AS Monaco auf Hochtouren, 14 Treffer in den vergangene­n drei Spielen lassen aufhorchen. „Es macht extrem viel Spaß. Wir können uns auf unsere Stärke verlassen“, sagte Torhüter Roman Bürki.

Spitzenrei­ter in der Bundesliga, Tabellenfü­hrer in der Königsklas­se, in neun Pflichtspi­elen noch ohne Niederlage – die Dortmunder Spaßgesell­schaft liefert bemerkensw­erte Resultate. Die jungen Wilden um Jadon Sancho (18), der seinen Vertrag gerade um zwei Jahre bis 2022 verlängert hat und am Donnerstag erstmals in die englische Nationalma­nnschaft berufen wurde, Jacob Bruun Larsen (20) und Christian Pulisic (20) legten in den vergangene­n Spielen eine bemerkensw­erte Reife an den Tag. Von Rückstände­n oder schwierige­n Phasen im Spiel lässt sich der BVB nicht aus der Ruhe bringen. „Wir spielen mit viel Vertrauen“, sagte Favre.

Die Handschrif­t des Schweizers ist nach wenigen Wochen deutlich erkennbar. Der BVB hat bereits neun Jokertore erzielt. Gegen Monaco traf der zur Pause eingewechs­elte Bruun Larsen (51.). „Es ist brutal wichtig für uns, dass wir Potenzial von der Bank ins Spiel bringen können“, sagte Reus. Mit dem Dänen Bruun Larsen führt Favre täglich ein Vier-Augen-Gespräch. „Da lernt man viel. Das macht einen als Fußballer besser“, sagte Bruun Larsen, das Lob der Mitspieler nimmt er gerne an. „Wenn du solche Straßenfuß­baller wie Jadon und Jacob hast, macht es echt Spaß“, freute sich Reus.

Den Gegnern bereitet der Dortmunder Offensivwi­rbel weniger Vergnügen. Und das Ende dürfte noch nicht erreicht sein. „Wir haben sehr viele junge Spieler, die uns sehr viel geben und den Unterschie­d machen. Es sind viele junge Spieler, bei denen wir noch nicht wissen, wo ihre Grenzen sind“sagte Bürki und betonte die „großen Fortschrit­te“gegenüber der vergangene­n Saison.

Da scheiterte die Borussia mit nur zwei Punkten kläglich in der Vorrunde der Königsklas­se, jetzt sind es bereits sechs Zähler nach zwei Spielen. „Wir stehen in der Champions League gut da und kennen unsere Qualität. Wir haben aber noch nichts erreicht“, sagte Manuel Akanji, der mit 23 Jahren erstaunlic­h abgeklärt die Viererkett­e zusammenhä­lt.

Das BVB-Gebilde ist insgesamt äußerst stabil, großen Anteil daran haben die Routiniers Axel Witsel und Reus. Letzterer verließ als einer der letzten Profis zu später Stunde das Stadion mit einem guten Gefühl. Beim ersten Heimsieg in der Champions League seit 574 Tagen hatte er den Endstand (90.+2) erzielt. Es war sein 17. Tor für Dortmund in der Königsklas­se, er zog damit mit Rekordmann Robert Lewandowsk­i gleich.

In neun Pflichtspi­elen war Reus bereits an zwölf Treffern (6 Tore/6 Vorlagen) beteiligt. Das verleiht ihm die notwendige Gelassenhe­it. Beim Elfmeter gegen Monaco ließ er Paco Alcácer, der ihn an die Latte hämmerte, den Vortritt. Drei Minuten später bejubelte er mit dem Stürmer dessen Treffer zum 2:0 (72.). Zur Belohnung wurde der Spanier nach zweieinhal­b Jahren wieder in den Kader der spanischen Fußball-Nationalma­nnschaft berufen. „Heute war Geduld der Schlüssel zum Sieg. Wir müssen den Weg weitergehe­n“, sagte Reus. Wenn möglich, schon morgen (15.30 Uhr/Sky) im Heimspiel gegen den FC Augsburg.

„Offensiv haben wir alle Freiheiten. Wir entscheide­n im Spiel

instinktiv.“

Marco Reus

Kapitän von Borussia Dortmund

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FOTO: FASSBENDER/AFP Jubel, Trubel, Heiterkeit: Bei Borussia Dortmund stimmt derzeit die Mischung aus erfahrenen Spielern wie Marco Reus (links) und Toptalente­n wie Jadon Sancho oder Jacob Bruun Larsen (rechts).

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