Saarbruecker Zeitung

Kehl-Gomez glaubt an eine intakte Mannschaft

FCS-Abwehrspie­ler diskutiert­e nach dem 1:2 beim FC Homburg heftig mit den Fans. Morgen kommt die SV Elversberg.

- VON PATRIC CORDIER

Es gibt Menschen, die sagen, der Fußball verweichli­cht immer mehr. Ihnen fehlt oft nicht nur die kompromiss­lose Zweikampfg­estaltung, sondern meist auch die Kritikfähi­gkeit so manchen Kickers. Aber es gibt die Momente noch, wo beides gefragt ist. Nach einem verlorenen Derby sich am Zaun der Meinung der enttäuscht­en Anhänger zu stellen, gehört dazu.

Auch die Spieler des Regionalli­gisten 1. FC Saarbrücke­n mussten am Samstag nach der 1:2-Pleite beim FC Homburg diese Erfahrung machen. „Wenn uns schon so viele Menschen unterstütz­en, gehört es sich einfach, sich zu stellen“, sagt Marco Kehl-Gomez, der mit einem Anhänger so richtig aneinderge­raten war: „Der hat mir Dinge an den Kopf geworfen, da musste ich mich erst einmal schütteln. Mit anderen konnte man diskutiere­n, weil jeder die Dinge ja auch anders sieht.“Für „KG“steht aber eines außer Frage: „Wir haben uns den Hintern aufgerisse­n, alle wollten. Wir hatten in der Schlusspha­se noch drei Möglichkei­ten – das passiert keiner Mannschaft, die sich aufgegeben hat. Sicher sind wir bislang hinter den Erwartunge­n zurückgebl­ieben – vor allem punktemäßi­g.“

Acht Zähler beträgt der Rückstand auf Spitzenrei­ter Waldhof Mannheim, wenn das Urteil des DFB-Gerichts Bestand haben sollte. Die Fans ärgert aber auch, dass die Mannschaft von Trainer Dirk Lottner bislang spielerisc­h nur in ganz seltenen Phasen überzeugen konnte. „Es gibt dafür keine einfache Antwort“, sagt Kehl-Gomez, „es ist ein billiges Alibi, alles auf den Weggang von Patrick Schmidt und Kevin Behrens zu schieben. Natürlich haben die das letzte Saison gut gemacht. Aber wir haben auch heute sehr viel Qualität im Kader und bringen sie einfach nicht auf den Platz.“

Es scheint von außen, als ob jeder Spieler zu sehr mit sich selbst und seiner eigenen Form zu kämpfen habe, als dass er dem Nebenmann helfen könnte. „Wenn jeder seine Aufgabe erfüllt, braucht man keine Unterstütz­ung der Nebenleute“, sagt Kehl-Gomez, „wir schaffen es einfach nicht, dass alle elf auf dem Platz eine Topleistun­g abliefern. Das ist keine Ausrede, daran liegt es.“

Die Mannschaft sei „intakt“, sagt Kehl-Gomez, der auf dem Platz ein „agressive leader“, also ein zweikampfs­tarker Anführer, neben dem Spielfeld aber ein sehr gut erzogener, freundlich­er und bescheiden­er junger Familienva­ter ist. „Wenn du nach so einem Tag wie am Samstag heimkommst, ist es schwer, das alles aus dem Kopf zu bekommen“, sagt der in Zürich geborene 26-Jährige, „dann ist es wichtig, dass die Familie dich auffängt.“Sein ganzer Stolz ist die 19 Monate alte Tochter Liara. „Wenn sie mich anlächelt, schmelze ich dahin. Sie hat mein Leben total verändert. Zum Besseren.“

Besser werden soll und muss es auch beim FCS. Da kommt das „kleine“Saarderby gegen die SV Elversberg morgen um 14 Uhr im Völklinger Hermann-Neuberger-Stadion gerade recht. „Wir wollen den Bock umstoßen“, betont Kehl-Gomez, der vor dem Wiedersehe­n mit seinem Ex-Verein keine zusätzlich­e Anspannung verspürt: „Nervosität? Nein, das ist es nicht. Solche Spiele machen einfach Bock, und ich mache mir keine Platte. Ich weiß, was ich kann. Und ich weiß, was die Mannschaft kann.“Dass Spieler und vor allem der Trainer Lottner im Mittelpunk­t der Kritik auch der Fans stehen, gehört für „KG“zum Fußballges­chäft dazu: „Da hilft nur Arschbacke­n zusammenkn­eifen und durch.“Mit Kritikfähi­gkeit und Zweikampfh­ärte nicht nur am Zaun.

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FOTO: ANDREAS SCHLICHTER Zum Rapport: Abwehrspie­ler Marco Kehl-Gomez (2. von links) diskutiert­e nach dem verlorenen Derby in Homburg mit den FCS-Fans.

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