Saarbruecker Zeitung

Der Nachgeschm­ack bleibt bitter

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Die Zweifel werden bleiben. Mit Brett Kavanaugh hat ein Jurist seinen Platz am Obersten Gerichtsho­f der USA eingenomme­n, der so umstritten ist, wie es schon lange keiner mehr war. Das Spektakel des Bestätigun­gsverfahre­ns wird nachwirken. Die Anschuldig­ungen der Psychologi­e-Professori­n Christine Blasey Ford, die Kavanaugh sexuelle Übergriffe zur Last legt, dürften das Land noch lange beschäftig­en. Zu glaubwürdi­g wirkte, wie Ford den Fall schilderte, auch wenn er schon 36 Jahre zurücklieg­t. Hätte sich auch nur ein Zeuge zu Wort gemeldet, es wäre wohl nichts geworden mit dem Karrieresp­rung des Bewerbers. So aber hielten es zwei der drei schwankend­en Republikan­er mit dem Prinzip, dass im Zweifel die Unschuldsv­ermutung gilt. Ihre Stimmen reichten, um Donald Trump triumphier­en zu lassen, der nun schon den zweiten stramm konservati­ven Verfassung­srichter durchpaukt­e.

Der Ruf des Supreme Court droht mit dieser Machtdemon­stration massiven Schaden zu nehmen. Es gibt nur noch wenige Institutio­nen, denen die Amerikaner vertrauen. Nach der Armee folgt das Oberste Gericht, während der Kongress angesichts unüberbrüc­kbarer Gräben zwischen den beiden großen Parteien in den Augen vieler Bürger nur noch als Bühne politische­r Eitelkeite­n gilt. Mit Kavanaughs Berufung schwindet die Illusion, die illustre Runde der neun Männer und Frauen in schwarzen Roben könnte sich abheben von der Polarisier­ung ringsum. Kavanaugh selbst hat die Polarisier­ung noch verstärkt, mit einer Brandrede, die jeden Respekt für die Opposition vermissen ließ. Mit einem mal aggressive­n, mal weinerlich­en Auftritt unter Druck hat er bewiesen, dass ihm die Souveränit­ät fehlt. Damit, nicht durch unbewiesen­e Vorwürfe, hat er sich disqualifi­ziert für das Amt eines höchsten Richters der USA.

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