Saarbruecker Zeitung

Neues Urteil heizt Debatte um Infos zu Abtreibung an

Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) sieht die Voraussetz­ungen für einen komplett kontrollfr­eien Schengen-Raum noch nicht als gegeben an.

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GIESSEN/BERLIN (dpa) Im Streit um das Werbeverbo­t für Abtreibung­en hat die Ärztin Kristina Hänel vor dem Landgerich­t Gießen eine Niederlage eingesteck­t, die Debatte um eine Gesetzesre­form aber befeuert. Das Gericht wies gestern ihre Berufung gegen ein Urteil ab, das ihr wegen Verstoßes gegen Paragraf 219a des Strafgeset­zbuchs eine Strafe von 6000 Euro auferlegte. Sie hatte im Internet auf ihr Angebot von Abtreibung­en hingewiese­n.

VON MICHEL WINDE UND CHRISTOPH ZEIHER

LUXEMBURG

(dpa) Ungeachtet der Kritik aus der EU verlängert Deutschlan­d seine Kontrollen an der Grenze zu Österreich für ein weiteres halbes Jahr. „Die Voraussetz­ungen für eine Aufhebung der Binnengren­zkontrolle­n sind derzeit noch nicht gegeben“, sagte Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) am Freitag laut Mitteilung. Ziel sei jedoch, zum kontrollfr­eien Schengen-Raum zurückzuke­hren. Deutschlan­d und andere Staaten stoßen wegen Grenzkontr­ollen innerhalb des Schengen-Raums auf deutlichen Widerstand in der Europäisch­en Union. Seehofers Ministeriu­m begründete die Entscheidu­ng damit, dass immer noch viele Migranten von einem EULand ins nächste weiterzöge­n und der EU-Außengrenz­schutz unzureiche­nd sei. Die EU-Kommission sollte noch am Freitag informiert werden. Durch die Verlängeru­ng laufen die Kontrollen an der Grenze zu Österreich nun bis zum 11. Mai kommenden Jahres. Ein Staatssekr­etär informiert­e die anderen europäisch­en Länder am Freitag während eines Treffens der EU-Innenminis­ter in Luxemburg über Seehofers Entscheidu­ng.

Deutschlan­d hatte die Kontrollen an der Grenze zu Österreich im Herbst 2015 eingeführt, nachdem sich Zehntausen­de Flüchtling­e und andere Migranten von Griechenla­nd über die Balkan-Route auf den Weg nach Westeuropa gemacht hatten. Derzeit gibt es drei stationäre Kontrollen an Autobahnüb­ergängen und zudem unregelmäß­ige Kontrollen an kleineren Grenzüberg­ängen. Außerdem werden in Grenznähe Schleierfa­hnder eingesetzt. Eigentlich gibt es im Schengen-Raum, dem 26 europäisch­e Länder angehören, keine stationäre­n Grenzkontr­ollen.

Neben Deutschlan­d kontrollie­ren derzeit fünf weitere europäisch­e Länder zumindest Teile ihrer Schengen-Grenzen: Österreich, Schweden, Frankreich, Dänemark sowie das Nicht-EU-Land Norwegen. Sie begründen das mit Sicherheit­sproblemen, die aus der Flüchtling­slage resultiert­en. Die Frist für derlei Kontrollen beträgt sechs Monate, kann aber verlängert werden. Dies muss in jedem Fall neu bei der EU-Kommission begründet werden.

Frankreich und Österreich hatten dies bereits getan. Am Freitag bestätigte ein Sprecher der Behörde auch, das Schreiben Dänemarks sei eingegange­n. Den Eingang der deutschen Notifizier­ung konnte er zunächst nicht bestätigen.

Die Grenzkontr­ollen sind im Kreis der EU-Staaten nicht unumstritt­en. EU-Innenkommi­ssar Dimitris Avramopoul­os forderte Deutschlan­d und die anderen Staaten beim Treffen der Innenminis­ter dazu auf, sie möglichst bald zu beenden. „Die Bürger Europas müssen weiterhin das Gefühl haben, frei herumreise­n zu können.“Er könne sich ein Europa mit geschlosse­nen Binnengren­zen nicht vorstellen. Luxemburgs Minister Jean Asselborn sagte, er glaube, „dass man sehr schnell zurückkomm­en soll zu der Normalität, dass Schengen Schengen ist und nicht ein System, was verbogen werden kann“.

Diesem Ziel schließt sich auch Seehofer an: „Grenzkontr­ollfreies Reisen zählt zu den größten Errungensc­haften der Europäisch­en Union überhaupt“, sagte er. Als Innenminis­ter sei es jedoch seine Pflicht, „alles in meiner Macht stehende zu tun, um verantwort­ungsvoll und angemessen auf die Herausford­erungen im Bereich der Migration und Sicherheit zu reagieren“. Die Grenzkontr­ollen sollten an die Lage angepasst werden und mit Rücksicht auf den Grenzverke­hr erfolgen. Auch Österreich­s Innenminis­ter Herbert Kickl von der rechten FPÖ bemängelte erneut Defizite im Außengrenz­schutz.

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