Saarbruecker Zeitung

Bondscoach Koeman krempelt Oranje um

Der Abstieg droht: Vor dem Nations-League-Spiel in den Niederland­en stehen Bundestrai­ner Löw und sein Team unter Druck.

- VON OLIVER MUCHA UND MARCO MADER

Nach zwei verpassten Turnieren und einem radikalen Umbruch möchte Trainer Ronald Koeman die Niederland­e mit stark verjüngter Mannschaft endlich wieder konkurrenz­fähig machen.

(sid) Joachim Löw eilte an den großen Sonnenblum­en vor dem Eingang des Hotels Q/O vorbei, auch auf seinen geliebten Espresso an der Bar verzichtet­e er. Vor dem brisanten Nations-League-Duell mit dem Erzrivalen Niederland­e hatte der leicht angespannt wirkende Bundestrai­ner nach der verspätete­n Ankunft in Amsterdam keine Zeit mehr zu verlieren. Löw und seine bei der WM krachend gescheiter­te Mannschaft stehen an diesem Samstag (20.45 Uhr/ZDF) in der Amsterdame­r Johan-Cruyff-Arena massiv unter Druck.

„Man will nicht absteigen, man will seine Position behaupten“, sagte Nationalma­nnschaftsd­irektor Oliver Bierhoff vor dem 41. Prestigedu­ell mit dem Nachbarn. Bei einer Niederlage drohen dem Weltmeiste­r von 2014 der Sturz in die europäisch­e Zweitklass­igkeit und stärkere Gegner in der Qualifikat­ion für die EM 2020. Beim ersten Erfolg in den Niederland­en seit 22 Jahren könnte Löw hingegen den Neuaufbau nach dem WM-Debakel in Russland deutlich entspannte­r vorantreib­en. Die Statistik ist aber gut: Seit 16 Jahren hat Deutschlan­d nicht mehr gegen die Niederland­e verloren. In fünf Spielen seit dem 1:3 im November 2002 gewann die DFB-Elf zweimal, dreimal gab es keinen Sieger.

Die Spieler um die schwächeln­den Bayern-Stars demonstrie­rten vor dem wegweisend­en Duell Lockerheit. „Für uns ist es eine weitere Möglichkei­t, einen Schritt zu machen zu alter Stärke“, sagte Spielgesta­lter Toni Kroos und gab die Richtung auch fürs Spiel am Dienstag in Frankreich in St. Denis (20.45 Uhr/ZDF) vor: „Wir sind ja keine Gurkentrup­pe und streben sechs Punkte an.“

Mit der Idealausbe­ute würde sogar der Gruppensie­g und die Teilnahme am Finalturni­er der Nations League 2019 winken. Der Gruppenlet­zte steigt allerdings in die Division B ab. „Man darf sich nichts erlauben. Schon nach einer Niederlage hat man nicht mehr in der Hand, was passiert“, warnte Löw-Assistent Marcus Sorg. Frankreich führt die Tabelle mit vier Punkten an, dahinter folgen das DFB-Team (1) und die Niederländ­er (0), die jeweils ein Spiel weniger ausgetrage­n haben.

Als Vereinstra­iner habe er Abstiegska­mpf schon einmal mitgemacht, stellte der leicht erkältete Löw schmunzeln­d fest. Die Voraussetz­ungen könnten für den 58-Jährigen aber besser sein. Angeführt von Marco Reus und Ilkay Gündogan fallen gleich sieben Spieler aus. Zudem schwächeln die Bayern-Profis um Kapitän Manuel Neuer und Thomas Müller. Hinzu kommt eine Torflaute. In den vergangene­n elf Länderspie­len erzielte der viermalige Weltmeiste­r lediglich zehn Treffer. Von Debütant Mark Uth, der in zehn Pflichtspi­elen für Schalke 04 in dieser Saison überhaupt noch nicht getroffen hat, sind keine Wunderding­e zu erwarten.

Diese vollbracht­en auch die Niederländ­er in der jüngeren Vergangenh­eit

nicht. Der Europameis­ter von 1988 verpasste die EM 2016 und die WM 2018. Im Februar hat Ronald Koeman als neuer Bondscoach übernommen. Erste Erfolge seiner Arbeit wurden zuletzt sichtbar. „Die Niederländ­er sind wieder auf dem Weg nach oben. Sie spielen einen sehr schnellen und gepflegten Fußball. Es sieht so aus, als hätten sie die Durststrec­ke überwunden“, sagte Löw – und hofft, dass das auch für sein Team schnell wieder gilt.

 ?? FOTO: SCHWARZ/AFP ?? Können der nachnomini­erte Serge Gnabry (Mitte) und Überraschu­ngsstürmer Mark Uth (l.) Toni Kroos (r.) helfen, die deutsche Offensivmi­sere zu beenden? Kroos ist jedenfalls auch nach dem WM-Debakel selbstbewu­sst und sagt vor den Spielen gegen die Niederland­e und Frankreich: „Wir sind ja keine Gurkentrup­pe und streben sechs Punkte an.“
FOTO: SCHWARZ/AFP Können der nachnomini­erte Serge Gnabry (Mitte) und Überraschu­ngsstürmer Mark Uth (l.) Toni Kroos (r.) helfen, die deutsche Offensivmi­sere zu beenden? Kroos ist jedenfalls auch nach dem WM-Debakel selbstbewu­sst und sagt vor den Spielen gegen die Niederland­e und Frankreich: „Wir sind ja keine Gurkentrup­pe und streben sechs Punkte an.“

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