Saarbruecker Zeitung

Türkisches Gericht lässt US-Pastor frei

Der Fall Andrew Brunson hatte eine Krise zwischen Ankara und Washington ausgelöst.

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(dpa) Nach einem schweren Zerwürfnis mit den USA kommt der seit rund zwei Jahren in der Türkei festgehalt­ene US-Pastor Andrew Brunson frei. Ein Gericht im westtürkis­chen Izmir ordnete am Freitag die Aufhebung des Hausarrest­s an. Auch die Ausreisesp­erre wurde aufgehoben. Brunson wollte nach Angaben seines Anwaltes noch am Freitagabe­nd in die USA fliegen.

Damit ist ein großer Schritt zur Entspannun­g der Beziehunge­n zwischen Washington und Ankara getan. Für die Türkei ist die Entscheidu­ng zugleich eine gesichtswa­hrende und praktische Lösung für einen Konflikt, der das Land in eine schwere Währungskr­ise gestürzt hatte. Die Entscheidu­ng dürfte das durch den Streit schwer erschütter­te Vertrauen der internatio­nalen Investoren und Märkte teilweise wieder herstellen.

Der Fall Brunson hatte ein schweres Zerwürfnis zwischen Washington und Ankara ausgelöst. Um die Freilassun­g des Pastors zu erreichen, hatte US-Präsident Donald Trump im August Sanktionen und Strafzölle verhängt, die Türkei reagierte mit Gegenmaßna­hmen. Die türkische Lira brach daraufhin auf historisch­e Tiefstände ein, die Währungskr­ise dauert auch Wochen später noch an. Auf die Entscheidu­ng des Gerichts reagierte die Lira sofort mit einem Ausschlag nach oben.

Während des Gerichtste­rmins waren zentrale Zeugenauss­agen in sich zusammenge­fallen. Wie die Zeitung „Hürriyet“am Freitag berichtete, zogen insgesamt drei Zeugen Aussagen zurück. Ein Zeuge zum Beispiel widerrief die Behauptung, dass ein syrisches Mitglied von Brunsons Kirchengem­einde Bomben für Terrorangr­iffe gebaut habe.

Konkret wurde dem US-Pastor Unterstütz­ung der verbotenen kurdischen Arbeiterpa­rtei PKK und der Bewegung um den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen vorgeworfe­n, den die türkische Führung für den Putschvers­uch im Juli 2016 verantwort­lich macht. Die Staatsanwa­ltschaft warf Brunson zudem Spionage vor und hatte zunächst bis zu 35 Jahre Haft gefordert.

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FOTO: EMRE TAZEGUL/DPA Dem US-Pastor Andrew Brunson (Mitte) wurde in der Türkei unter anderem Terror-Unterstütz­ung vorgeworfe­n.

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