Saarbruecker Zeitung

Rehlinger winkte nur „uff Saarländis­ch“

Nicht alles lief während des Besuchs des Königspaar­es hochoffizi­ell ab – Beobachtun­gen am Rande.

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VON CATHRIN ELSS-SERINGHAUS

SAARBRÜCKE­N

Sie ist nicht nur in den Niederland­en eine Königin, auch bei den „Fashionist­s“hat Máxima (47) diesen Rang. Auch im Saarland waren die drei Outfits der modebegeis­terten Vorzeige-Blondine, die live weit jugendlich­er und attraktive­r wirkt als man sie googlen kann, eines der Haupttheme­n. Drei ihrer Kleider hat sie im Saarland vorgeführt und dabei zwei Mal ihr Faible für Spitzen gezeigt. Auch für unverzicht­bare Extrem-High-Heels – damit brach sie sicher den Absatzhöhe­n-Rekord in der rustikalen Völklinger Hütte. Dass Máxima ihre Kleider nicht nur einmal trägt, war eine der wenigen Überraschu­ngen während des Besuchs. Das hautfarben­e Kleid mit roter Spitze, das sie bei der Ankunft vor der Staatskanz­lei trug, führte sie auch schon im Mai beim „Königstag“in Groningen aus. Es stammt von einem ihrer Lieblings-Designer, dem belgischen Designer-Label Natan.

Bekanntlic­h ließ das Königspaar gestern im Völklinger Weltkultur­erbe die Queen-Ausstellun­g unbeachtet. Man lässt sich lieber live mit der britischen Königin fotografie­ren. Nächste Woche sei man sowieso bei der Queen zu Gast, hörte man aus der Umgebung des Paares.

Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) hatte die Nase vorn. Beim Warten auf das Eintreffen der hohen Gäste am Donnerstag wurde es der Vize-Ministerpr­äsidentin irgendwann zu langweilig. Mit sympathisc­hem Hoppla-jetzt-kommich-Schwung trat sie auf die Schwelle der Staatskanz­lei, dann auch auf den roten Teppich – in ihrem knallroten Blazer ein Bomben-Fotomotiv für die Bürger. Sie solle doch auch mal winken, wurde sie aufgeforde­rt, und zwar „royal“mit der Außenhandf­läche. „Ich winke euch nur uff Saarländis­ch!“, lautete ihre Antwort. So wurde auch sie zur Königin der Herzen.

Wenn Protokoll und Programm so disziplini­ert durchgehal­ten werden wie beim Besuch des holländisc­hen Königspaar­es, fallen selbst kleinste Abweichung­en auf. Wo also blieb die „Vorstellun­g der Kabinettsm­itglieder“im Saarbrücke­r Schloss? Nur Finanzmini­ster Peter Strobel (CDU) und Anke Rehlinger (SPD) tauchten auf. Wie man hörte, waren alle anderen Minister verhindert, unter anderem wegen Urlaubs.

„Zu Gast bei Freunden“, dieses imaginäre Motto stand über dem Dinner-Abend am Donnerstag auf Schloss Saareck in Mettlach. Es wurde um 1900 als Wohnhaus gebaut und dient seit über 50 Jahren als Gästehaus der Firma Villeroy & Boch. Tatsächlic­h gibt es freundscha­ftliche Bande zwischen den Mettlacher Von Boch-Galhaus und dem niederländ­ischen Königshaus. Wendelin von Boch, soll noch kürzlich zur Jagd in Holland gewesen sein, und der verstorben­e Vater von König Willem-Alexander, der Deutsche Claus von Arnsberg, soll wiederum mehrfach auf Schloss Saareck gewohnt haben. Wendelin von Boch war am Donnerstag jedoch nicht etwa Gastgeber, sondern selbst Gast. Der niederländ­ische Botschafte­r hatte führende Köpfe aus Wissenscha­ft und Kultur eingeladen, eine überschaub­are Zahl. Die Atmosphäre eher großbürger­lich denn feierlich-steif, passend zum gemütliche­n Ambiente von Schloss Saareck, das mit Kaminfeuer und Jagdtrophä­en an den holzvertäf­elten Wänden, mit dunkelrote­n Polstermöb­eln und knarzenden Dielen wie eine kostbare Insel aus fernen Tagen wirkt.

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FOTO:B&B Ebenfalls eine heimliche „Königin der Herzen“: Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (r.) beim Besuch des Königspaar­es.

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