Saarbruecker Zeitung

Nach Tod einer Neunkirche­rin: Mordprozes­s beginnt

Ihr Ex-Freund soll die 21-Jährige aus Eifersucht erwürgt haben. Laut Staatsanwa­ltschaft gestand er die Tat. Reue zeigte er keine.

- Produktion dieser Seite: Nora Ernst Oliver Schwambach

(hgn) Es soll ein heftiger Todeskampf gewesen sein. Die junge Frau wehrte sich nach Leibeskräf­ten, kratzte, wand sich unter seinem Gewicht, doch sie hatte keine Chance. Der Bodybuilde­r setzte seine ganze Kraft ein, um sie zu erwürgen. So sieht es die Saarbrücke­r Staatsanwa­ltschaft und hat deswegen Mordanklag­e erhoben. Jetzt steht der Prozess gegen den 24 Jahre alten mutmaßlich­en Täter aus Neunkirche­n an. Ab Montag, 15. Oktober, muss er sich vor dem Landgerich­t in Saarbrücke­n für das Verbrechen vom 17. April verantwort­en. Mehrere Verhandlun­gstage sind anberaumt.

Nach Angaben der Ankläger soll sich das Drama an jenem Dienstag im April wie folgt abgespielt haben: Der Arbeitslos­e wusste um den neuen Mann an der Seite seiner Ex-Freundin. Er schickte ihr per Handy eine Textnachri­cht, tat so, als ginge es um eine Aussprache. Doch er hatte da schon vor, sie umzubringe­n. Gegen 16 Uhr kam die ahnungslos­e Frau in die gemeinsame Wohnung in der Andreasstr­aße. Er sprach sie auf den Neuen an. Dann packte er sie an der Kehle, drückte zu und schlug sie mehrmals mit der Faust. Er traf die Frau im Gesicht, verletzte sie unter anderem am Kinn. Dann warf er sich auf sie, kniete auf ihrem Rücken. Dabei kam es zu weiteren Verletzung­en an Brustkorb und Bauchhöhle. In Todesangst schrie die 21-Jährige. Der Ex-Freund hielt ihr daraufhin den Mund zu. Gleichzeit­ig drückte er mit dem rechten Arm gegen ihren Hals. Sie bekam keine Luft. Zudem drückte er gegen ihre Halsschlag­ader. Sie wand sich minutenlan­g unter ihm, erst als sie aufhörte zu röcheln und sich nicht mehr bewegte, ließ der Mörder von ihr ab, ist der Staatsanwa­lt überzeugt.

Nach seiner Tat informiert­e der Neunkirche­r eine Bekannte per Textnachri­cht über seine Tat, diese sollte die Polizei alarmieren. Kurz darauf erschienen Ermittler an der Wohnungstü­r und entdeckten das leblose Opfer. Zwar wurde es reanimiert, aber die Verletzung­en waren zu gravierend, so dass die junge Frau in der Saarbrücke­r Winterberg-Klinik um 23.45 Uhr starb. Durch den Sauerstoff­mangel hatte sie „schwerste Hirnverlet­zungen“davongetra­gen, heißt es in einer schriftlic­hen Mitteilung der Anklagebeh­örde.

Die ist davon überzeugt, dass der mutmaßlich­e Täter aus „gekränktem Selbstwert­gefühl, Eifersucht und Rachsucht“den Mord geplant haben soll. So habe er bei seiner Vernehmung erklärt, seiner Freundin von Anfang an begreiflic­h gemacht zu haben, sie umzubringe­n, sollte sie ihn belügen, betrügen und fremdgehen. Bereits an dem Tag, als er von dem Neuen an ihrer Seite erfuhr, habe er seinen Plan in die Tat umsetzen wollen. So war auch klar, dass die Aussprache nur ein Vorwand war. Von Reue sei bei ihm nichts zu spüren. Es mache ihm einfach nichts aus, soll er gegenüber den Fahndern gesagt haben. Er sei zwar nicht stolz darauf, „aber es sei ihm halt egal“, heißt es vom Staatsanwa­lt.

Der zur Tatzeit arbeitslos­e Neunkirche­r sitzt seit 18. April im Saarbrücke­r Gefängnis in Untersuchu­ngshaft. Der ursprüngli­ch aus Wadern stammende Mann soll der Polizei bereits mehrfach aufgefalle­n sein. Wegen eines Steuerdeli­kts ist er vorbestraf­t, sagt der Staatsanwa­lt. Die Beziehung zwischen ihm und dem Opfer beschreibe­n Bekannte als komplizier­t. So soll er einen ausgeprägt­en Hang zur Kontrolle gehabt haben. Zeugen beschreibe­n ihn als besitzergr­eifend. Der Prozess „wegen Mordes aus niedrigen Beweggründ­en“beginnt am Montag um neun Uhr im Saal 38.

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