Wo das Elsass nicht bloß schön ist
Fachwerk, Dorfromantik und Gugelhupf: So lieben viele das Elsass. Doch SR-Autorin Susanne Gebhardt sucht in ihrem neuen Fernsehfilm auch die Plätze jenseits der Idylle.
schafft Gebhardt es genauso konsequent, zum Bekannten Überraschendes zu erzählen. Dass die Hochkönigsburg, die Kaiser Wilhelm II. mit national geschwellter Brust, weil das Elsass gerade mal wieder deutsch war, als Ideal einer deutschen Burg neu aufbauen ließ (für schlappe zwei Millionen Mark) auch den Kanadier John Howe zu seinen Illustrationen der „Herr der Ringe“-Trilogie inspirierte, ist so eine Geschichte. Wie auch der Besuch bei zwei Straßburger Galeristen, die sich auf elsässische Kunst aus wilhelminischer Zeit spezialisiert haben: ein ganz besonderes Geschichtsdetail.
Die wechselhafte Historie der Region, hin- und hergezerrt zwischen Deutschen und Franzosen, auch Ort furchtbarer Schlachten etwa am Hartmannswillerkopf, wo bis heute Munition aus dem Ersten Weltkrieg beseitigt werden muss, wirkt sich wie ein roter Faden durch den 90-minütigen Film. Der insbesondere dann sein Versprechen einlöst, wenn er jüngere Elsässer porträtiert. Wie etwa die Galeristin, die Urban-Art-Künstler nach Mulhouse holt, die riesige Hauswandbilder sprayen, die wie ein moderner Gegenentwurf zu den alten Hansi-Zeichnungen wirken, dessen Postkartenmotive lange das Bild vom Elsass prägten. Tatsächlich, da ist was (neu) zu entdecken.
„Elsass und Vogesen – neu entdeckt“: Sonntag, 20.15 Uhr, SR und SWR-Fernsehen.